Samstag, 28. April 2012

Das Sensibelchen


„Mache dich nicht so wichtig - es gibt größere Zwerge, als du einer bist.“


John Knittel

Boooah, gestern hatte ich ja überhaupt keine Kraft mehr zum schreiben. Dafür hole ich es heute nach. Wir haben ja verlängertes Wochenende- noch genug Zeit zum Entspannen.

Momentan sind die MSA- Prüfungen DAS Thema. Die 10ten schleichen wie Schatten durch die Gänge, total kraft- und lustlos. Nach den einzelnen Arbeiten versammeln sie sich vor dem Schultor, um ein Kippchen zu rauchen und über die Prüfungen zu diskutieren. Hier spalten sich die Meinungen natürlich. Der eine hat es gut geschrieben, die andere kann die Tränen kaum zurückhalten, weil es für sie so schlecht gelaufen ist. Drama, Enttäuschungen und Freude auf einmal- besser als jede GZSZ-Folge.

Auch an meiner Klasse geht es nicht vorüber, dass da gerade was passiert. Sie stellen mir momentan noch mehr Fragen, als sonst. Wie es denn so mit den Prüfungen ist, ob man viel lernen muss, ob jeder zugelassen wird und was passiert, wenn man durchfällt. Ehrlich gesagt, kann ich mir momentan bei gut 1/3 der Klasse nicht vorstellen, dass sie im Stande wären, diese Prüfungen zu meistern. So sehr ich es ihnen allen auch wünschen würde. Und wenn wir ehrlich sind, wird auch die Anzahl der MSA-Abschlüsse rapide nach unten gehen. Weil es unter momentanen Umständen kaum möglich ist, gerade die Schwachen ausreichend auf die Prüfungen vorzubereiten.

Noch überwiegen allerdings ganz andere Probleme.
Ich komme in die Klasse und sehe aus dem Augenwinkel, wie Fatih sich auf mich zubewegt und sich dabei die ganze Zeit umschaut. So als würde er verfolgt werden. Bei mir angekommen, flüstert er so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann. (Man beachte auch die Lautstärke im Hintergrund.)
- “Mrs. Johnson. Ich muss mit Sie reden, können Sie mit mir rausgehen? Kurz. Aber sagen Sie nicht, is geheim.” Das hört sich aber alles sehr mysteriös an. Ich gehe also mit Fatih vor die Tür.
- “Sie wissen doch, ich sehe so schlecht.”
“Klar, weiß ich das. Du kannst ja kaum aus der ersten Reihe das Tafelbild erkennen. Und seit ich das weiß, warte ich auf den Anblick einer Brille auf deiner Nase!”
- “Mrs. Johnson… ich habe jetzt eine. Megahässlich.”
“Fatih, das ist ja toll! Dann zieh sie mal schnell auf. Endlich wirst du was sehen!”
- “Mrs. Johnson! Sie verstehen ja gaaaaar nix! Die ist hässlich und wenn ich die anziehe, bin ich auch hässlich. Und alle lachen. Lieber sehe ich nix!” Interessant, der coole anti-alles-Fatih hat Angst vor dem Spott anderer.
“Kommt gar nicht in Frage. Ich habe auch eine Brille. Can und Umut haben doch auch eine Brille. Und die beiden tragen sie die ganze Zeit! Du brauchst sie nur für den Unterricht! Wir gehen jetzt rein und irgendwann ziehst du die Brille auf. Dich wird doch keiner beachten!”

Wir gehen also rein und der Unterricht beginnt. Fatih braucht bestimmt gute 10 Minuten, um seine Brille auszupacken. Kaum hat er das gemacht, beginnen die Gelächter. Na super!
- “Ahhhh, Fatih hat eine Brille!! IIIhhhhhh!” Das kommt von ziemlich vielen Seiten. Ich habe den Eindruck, dass die Kiddies dies gar nicht als hässlich empfinden, sondern ihn schlicht und einfach ärgern wollen. Die Brille ist nur ein willkommener Grund.
Fatih wird knallrot, behält aber die Brille an! Starke Leistung.
“Hey, hey, ich bin auch Brillenträgerin! Möchtest ihr auch auf mich mit dem Finger zeigen und ‘iihhhh’ rufen??
- “Sie sind doch ohne Brille!”
“Jaaa, weil ich heute Kontaktlinsen trage. Aber falls du dich erinnern kannst, war ich auch schon paar mal mit Brille in der Schule! Und ich kann euch sagen, es its ganz schön blöd, nichts zu sehen! Jetzt sieht es für Fatih so aus, als würde nur wegen eurer Kommentare auch weiterhin nicht gut sehen!” Jetzt verstummen alle. Can meldet sich.
- “Was kosten Kontaktlinsen? Ich will auch!”
“Das kann ich dir gar nicht genau sagen, weil es ganz viele verschiedene gibt.”
Tuncer erinnert sich plötzlich an Mrs. Johnson mit Brille. - “Ey, Mrs. Johnson, immer wenn Sie Brille haben, sind Sie schlecht gelaunt!”
- “Olum, was redest du? Sie ist wegen uns schlecht gelaunt! Mrs. Johnson, ich hab noch eine Frage.”
“Ja Can?!”
- “Wie viel kosten Kontaktlinsen?”
“Ich kann dir die Frage immer noch nicht beantworten, weil du höchstwahrscheinlich andere brauchst, als ich!!”
- “Maaan, können Sie nicht ungefähr sagen?”
“NEIN! Du kannst ja im Internet gucken.”
- “Mano.” Can verschrenkt seine Arme vor der Brust und scheint schwerbeleidigt zu sein.
Fatih ist immer noch rot wie eine Tomate und traut sich kaum die Klasse anzuschauen. Die Brille bleibt aber an.
“Dann haben wir es ja geklärt und können zu den Hausaufgaben kommen.”
- “Mrs. Joooohnsooon, was kosten Kontaktlinsen??”

Tja. Die einen machen sich Sorgen, wie sie bei den MSA-Prüfungen abgeschnitten haben und die anderen darum, wie sie mit einer Brille vor die Klasse treten sollen. Zum Glück sind wir jetzt vier ganze Tage sorgenlos. Es leben die Brückentage!

Donnerstag, 26. April 2012

Mutter Teresa am Apparat


“Das Gute, dass du heute tust, 
werden die Menschen morgen 
vielleicht schon wieder vergessen haben... 
Deshalb tu weiterhin Gutes...”

Mutter Teresa

Lehrer haben nie Feierabend. Ich wünschte, ich könnte irgendeine Tür zumachen und die Schule bis zum nächsten Morgen vergessen. Leider gibt es das noch das Handy. Auf dem fast ausschließlich Diemutterdiemanmeidensollte anruft. Jedes Mal nehme ich mir vor, nicht dranzugehen. Jedes Mal scheitert mein Vorhaben. Mutter Teresa quasi, die versucht, die Welt zu retten. Eigentlich müsste ich mich so melden: “Ja ja, hier Notdienst von Mutter Teresa. Stets zur Stelle.” Mit ‘Johannitern’ könnte man sich auch melden. Die versuchen ja auch Nächstenliebe zu leisten. Wenn es so weiter geht, übe ich nur noch Nächstenhass aus. Ist so.
Jedenfall rief sie an, um sich bei mir auszuheulen. Dejan hört ja nicht auf sie, macht was er will, geht spät schlafen, will morgens nicht aufstehen, macht nix für die Schule und und und. Alles kein Wunder, wenn man bedenkt, dass dieser Junge noch nie ein ordentliches ‘nein’ gehört und nie Grenzen aufgezeigt bekommen hat. Die normale Frage an dieser Stelle ware, ja warum ruft sie denn die Klassenlehrerin ihres Sohnes an, um sich auszuheulen? Na weil, ich mit ihm reden und ihn zur Vernunft bringen soll! Ähmm, Entschuldigung, aber um die Mutterrolle habe ich mich in diesem Fall nicht beworben!! Selbst versaut, komm selbst da raus! Hört sich ja furchtbar gemein an, ist aber so… 
Nichtsdestotrotz verspreche ich ihr, mit ihm zu reden.

Aufgrund der heutigen Ereignisse lasse ich das mit dem Gespräch doch sein. Dejan ist heute nämlich wieder äußerst gut gelaunt. Gut für Dejan, schlecht für alle anderen.
Wir gehen in den Videoraum, weil die Kiddies heute einen Kurzfilm zu sehen bekommen.
- “Ihr Ernst? Muss ich mich jetzt ein Stock runter bewegen?? Lak, was das?”
“Sorry, aber ohne der nötigen Technik wird es hier mit dem Film nicht klappen.”
- “Abou.” Trotz des Protests kommen wir tatsächlich im besagten Raum an.
- “Gucken wir jetzt das Bayern-Spiel von gestern??”
“Natürlich.”
- “Eeeecht??”
“Nein, wir gucken etwas zum Thema ‘Kinderarbeit’. Wie bereits angekündigt.”
- “Wer braucht den Scheiß? Lassen Sie lieber Kinox.to gucken. ‘Mission Impossible’ oder so.” Mein ‘Genervt-grad’ steigt langsam, aber sicher.
“So, Ihr Lieben, wie bei jedem Film habe ich Fragen für euch vorbereitet, die ihr bitte während des Filmes versucht, zu beantworten.” Alle nehmen ihre Schreibutensilien raus, nur Dejan nicht. Willst du dich wirklich mit mir anlegen???
“Dejan, dein Tisch sieht immer noch so verdächtig leer aus!”
- “Aboou, kein Bock mich zu bewegen.” Meine Stimme wird fordernder.
“Nimmst du bitte ein Blatt raus? Und zwar jetzt sofort?!”
- “Nein man, schreibe ich ganzen Film auf oder was, wozu brauch ich Blatt??”
“Deine Entscheidung.”
“Tuncer, machst du bitte die Vorhänge zu!” Auch hier meldet sich Dejan zu Wort.
- “Aller, ohne Sinn im Dunkeln zu sitzen!” Tuncer steht ohne einen Kommentar auf und zieht die Vorhänge zu. Danke dafür!
Plötzlich schreit Dejan auf. - “Ihhhh, du Hässliche!”
“Deeejan, Ruhe jetzt!”
- “Ich muss doch schreien, wenn Jocelyn mich schlägt. Was kann ich denn dafür??”
“Es ist mir egal, warum du schreist! Fakt ist, ich fühle mich durch dein Schreien gestört und einige andere in dem Raum auch!”
- “Und wenn ich wegen Schmerzen sterbe, is auch egal?”
“Sag mal, warum nervst du heute eigentlich so??”
- “Du nervst! Spaaaaß…”

Mutter Teresa ist momentan nicht verfügbar. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.

Mittwoch, 25. April 2012

Ich war's nicht!


Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.

Deutsches Sprichwort

Abdul und Bülent treffe ich bereits unten im Foyer. Mitten in einer Stunde.
- “Abou, Mrs. Johnson. Übertrieben unfair. Dejan und Walmir und Fatih werfen mit irgendwas auf mich. Ich wehre mich, sag so ‘ey hört ma auf’ und dann muss ich raus. Obwohl ich nix gemacht hab. Ganz ehrlich? Keine Lust mehr auf diese Klasse!”
“Und was machst du hier, Bülent?”
- “Der Abdul war mies aggressiv!”
- “Ja, ich musste mich ja auch beruhigen! Aber bin ich ruhig.”
“Noch einmal. Was machst du hier, Bülent?”
- “Auf Abdul aufpassen. Was ist wenn er so durchdreht??” Mein Unterricht hat noch nicht mal begonnen und ich habe jetzt schon keine Lust mehr, da rein zu gehen.
“Jetzt hat sich die Situation ja beruhigt und ihr könnt wieder in die Klasse, richtig?”
- “Neeeein, immer bin ich schuld. Wieso kriegt Dejan kein Ärger?? Dieser Spasst!”
“Ich komme ja sowieso gleich zu euch, dann können wir ja über alles reden.” Abdul dreht sich total unzufrieden um und geht die Treppe hoch. Bülent läuft hinterher. Natürlich, ich muss ja nicht mit dem Stoff vorankommen. Ich kann jede Stunde über Dinge, die die Welt nicht braucht reden!! So ein Mist!

Zwanzig Minuten später in der Klasse. Nafisa kommt mir heulend entgegen. Oh nein, nicht noch ein Problemfall. Abdul hat mir schon gereicht.
- “Ich schwör, diese Klasse ist bescheuert!! Ich hasse die alle, kann ich Klasse wechseln?”
“Was ist den passiert? Vielleicht fangen wir so an…”
- “Alles ist passiert! Ich wollte für Sie heute 2 € geben, für Schulden. Die lagen auf meinem Tisch und dann waren sie weg. Plötzlich. Hat jemand geklaut. Walla, diese Missgeburten!!”
“Vielleicht hast du sie verlegt?”
- “Ey, Mrs. Johnson, wo leben Sie?? Natürlich wurden die geklaut!!” War ja ein nur ein Versuch…
- “Und dann, ich hatte ein Spiegel. Ich brauch dem jeden Tag. Und dann ist mein Spiegel plötzlich verschwunden. Ich hab dem unter dem Schrank gestern gefunden. Und heute war der kaputt. Mit so eine Riss durch ganze Glas! Hat jemand zerstört!!!”
“Mensch, Nafisa, aber es ist doch nur ein Spiegel!”
- “Ja, für Sie nur ein Spiegel. Aber wie soll ich mich jetzt schminken???”
“Ähmmm, zu Hause?! Ich schätze, du hast da noch ein paar Spiegel?” Nafisa ist jetzt ruhig, die Argumente sind ausgegangen. Wofür auch immer.

Ich bin genervt. Wie soll ich denn auf sowas reagieren? In den Stunden war ich nicht dabei und kann nicht sagen, wer was zuerst geworfen hat. Und was mit dem Spiegel und dem Geld passiert ist? Tja… das werden wir nie erfahren. Können die nicht nur einen Tag ohne diese Auseinandersetzungen auskommen. Geschubse, Geklaue, Geschrei. Und auch mal mit dem Finger auf sich zeigen und nicht nur auf die anderen?? Also wieder Zeit für eine Standpauke. Ich hasse sie, aber sie müssen trotzdem sein. Also lege ich los. Warum sie sich nicht an die Regeln halten? Auf jede Frage hat Dejan eine Antwort.
- “Die Regeln sind ja auch lächerlich, die machen gar keinen Sinn!”
“Du musst sie ja auch nicht hinterfragen, sondern schlicht und einfach befolgen.” Die Regeln wurden natürlich schon mehrmals besprochen und alle haben entschieden, dass sie selbstredend Sinn ergeben.
Die 2 € habe ich auch angesprochen. Dass es viel Geld ist und es nicht sein kann, dass sie einfach so verschwinden…
- “2 € ist doch nicht viel??”
“Doch, für mich schon. Für 2 € kann ich zum Beispiel 1 kg Tomaten kaufen!”
- “Aller, wo kaufen Sie denn Tomaten? Bei Bill Gates? Gehen Sie türkische Bazar. Da bekommen Sie 1kg für ein Euro!” Ja genau, als würde diese Kiddies auf den Markt gehen, um Tomaten zu kaufen!

Dienstag, 24. April 2012

Der ganz normale Wahnsinn


“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”

George Bernard Shaw

Heute berichteten sämtliche Medien über die Allensbach-Studie. Das, was jeder weiß, wurde ein weiteres mal zusammengefasst. Diesmal wissenschaftlich belegt. Ob es die Sache jetzt besser macht, wage ich zu bezweifeln. Die Ausbildung wird kritisiert, diese bereite die Lehrer nur unzureichend auf die Praxis vor. Die Schüler werden immer schwieriger, die Bedingungen zum Unterrichten ebenfalls. Die Klassen sind zu groß, Bildungspolitik mangelhaft, Unterrichtsausfall bestimmt den Schulalltag. Die elterliche Erziehung muss teilweise von den Schulen übernommen werden und die psychische Belastung bei den Lehrern wächst. Stimmt alles. Und nun???

Da die 10ten Klassen heute die MSA-Prüfung in Deutsch geschrieben haben und auf absolute Ruhe angewiesen waren, wurde ein Stockwerk zu diesem Zweck abgesperrt. So musste meine Klasse den Raum wechseln und in diesem den ganzen Tag verweilen. Oh oh. Die alltäglichen Strukturen wechseln, geht gar nicht. Erst mal im Raum zurecht finden und sich dann ein gutes Plätzchen aussuchen. Die Sitzordnung wurde plötzlich vergessen und alle anderen Regeln auch. Gekicher ohne Ende, denn nun saß ja jeder neben seinem Freund. Eine Menge zu besprechen. Unterricht? Nö! Irgendwann platzt auch meine Geduld.
“So Jungs, wenn ihr etwas zu besprechen habt, geht raus! Ich bin euch auch nicht böse. Aber stört nicht meinen Unterricht.” Mit der kommenden Reaktion habe ich allerdings nicht gerechnet. Walmir steht nämlich auf und sagt zu Fatih:
- “Komm lass ma rausgehen, besprechen.” Ich bin kurz baff, aaaaber: Selbst Schuld, wer solche Vorschläge macht.
Sobald die beiden allerdings draußen waren, haben andere ihren Platz eingenommen.

- “Ey, haben wir nächste Woche Montag und Dienstag frei?” Danke Tuncer, für diesen Einwurf. Das Thema wird uns jetzt die ganze Stunde beschäftigen!
- “Ja, du Knecht. Hast du kein Plan vom Leben??” Stimmt, man hat ja auch nur dann einen Plan vom Leben, wenn man die freien Tage kennt. Mandys Augen leuchten. Sie weiß es bestimmt schon seit einiger Zeit und freut sich riesig! Und ganz ehrlich: wer freut sich nicht?
- “Uuuhh, wie sie dich zerbombt hat!!” Na super, jetzt kommen zu der Euphorie über das lange Wochenende auch noch die üblichen Herzlichkeiten des Lebens.
- “Mrs. Johnson, ich hab schon geplant für das Wochenende. Ich habe übertrieben wichtige Frage.” Ok, diese Frage nur um schminken oder shoppen handeln.
“Schieß los.”
- “Haben die Geschäfte Montag und Dienstag auf?” Sage ich es doch!! Manchmal ist es echt erschreckend, wie gut man seine Schüler nach einer Weile kennt.
“Am Montag, ja. Am 1. Mai nicht, ist ja ein Feiertag.”
- “Was? Aber wie soll ich an einem Tag schaffen, alles zu kaufen? Ich wollte Ku’damm gehen und dann noch Arcaden und dann noch Center. Viel zu tun, wissen Sie?” Hartes Leben.
“Übrigens, du hast vorhin etwas vom ‘Knecht’ erzählt. Kannst du den Begriff erklären?”
Dejan springt auf. - “Mrs. Johnson, ich kann erklären! Is so wie Sklave, aber kein Sklave.”
“Etwas genauer, bitte!”
- “Ja also, Knecht wird geknechtet. Auch mal mit Schlagring in die Fresse und so. Und Sklave nicht.” Oh man, wie kommen sie auf solche Erklärungen??
- “Bist du dumm? Sklave ist man freiwillig und Knecht nicht!”
- “Schuuu, wieso meldest du dich und rufst gleichzeitig rein? Bist du Lehrer oder was?? Sigder lan!” Deniz ist empört.
- “Deine Mudda is Lehrer!”
- “Wieso klaust du meine Sprüche?” Seeehr kreativ, deine-Mutter-Sprüche. Die muss man einfach klauen!
“So reicht jetzt, Jungs. Wer ist so nett und findet bis morgen den Unterschied zwischen einem Sklaven und Knecht raus?” Schließlich haben wir gerade Geschichte, sollen die mal fachbezogen arbeiten.
- “Krieg ich dafür ein Plus?”
“Klar.”
- “Dann mach ich auch. Krieg ich auch Plus?”
“Jeder, der die Aufgabe bis morgen erledigt, bekommt ein Plus.” Ich tippe auf fünf.

“Und jetzt weiter im Programm. Hier sind zehn Fragen bzw. Aufgaben. Sechs müsst ihr beantworten. Die Reihenfolge der Fragen könnt ihr euch aussuchen!”
- “Aller, muss ich diese Fragen machen? Ich mach meine eigenen!” Abdul möchte sich unbedingt am Unterrichtsgeschehen beteiligen, allerdings mit seinen eigenen Methoden.
“Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ja. Du MUSST diese Fragen beantworten.”
- “Cüs lan, Sklave und so! Ich bin Ihr Sklave und Sie knechten mich. Hab die Hausaufgabe gemacht. Mit Beispiel. Kriege ich jetzt ein Plus?”
“Pluse werden erst morgen verteilt. Und jetzt zackig, an die Daten!”
- “Ey, Mrs. Johnson, wie können Sie sich diese ganzen Daten merken??”
“Naja, man muss sich halt Eselsbrücken bauen. Dieses Datum zum Beispiel ist für mich ganz einfach zu merken. Es ist nämlich der Geburtstag meines Bruders.”
- “Cüüüüs, is Ihr Bruda 1825 geboren?” Die ganze Klasse lacht lauthals.
Abdul denkt nach. - “Walla, kann gar nischt sein, ne?”