Dienstag, 17. April 2012

Anti Alles


Unkraut ist die Opposition der Natur gegen die Regierung der Gärtner.

Oskar Kokoschka

Morgen gibt es eine außerschulische Veranstaltung. Morgen ist wichtig. Deswegen werde ich auch nicht müde zu wiederholen, wann und wo wir uns treffen und wie das alles ablaufen soll. Bei jeder Wiederholung der Informationen, kommt es mir, als würden meine Schüler diese zum ersten Mal wahrnehmen.

“Fatih, was machen wir morgen?”
- “Wie? Was morgen? Schule?!”
“Nein, eben nicht!”
- “Warum? Keine Schule?”
“Nö. Wir machen morgen etwas für die Berufsorientierung. Da werdet ihr hoffentlich eure Stärken, die ihr für die Berufssuche verwenden könnt, bisschen besser kennenlernen.”
- “Was Stärken? Ob ich stark bin? Normal, bin ich stark. Ich haue jeden um.”
“Nein, es geht darum, was ihr gut könnt und was weniger gut. Soft Skills und Hard Skills. Haben wir im Unterricht besprochen, erinnerst du dich?”
- “Ah so. Und wenn ich nix kann?”
“Keine Sorge, irgendwas kannst auch du! Also wo treffen wir uns?”
- “Aller… wieso sagen Sie so oft? Da, wo S-Bahn fährt.”
“NEIN!! Deswegen sage ich das alles soooo oft! Weil die S-Bahn wieder mal nicht so fährt, wie wir das gerne hätten, müssen wir die U-Bahn nehmen.”
- “Dann komme ich nicht! Wie viel ich laufen muss bis U-Bahn! Abooou! Bin ich Marathon oder was?”
“Noch einmal, langsam: wir können die S-Bahn nicht nehmen, weil sie N.I.C.H.T fährt!!”
- “Ohne Sinn!”
“Was möchtest du denn? Soll ich unsere eigene S-Bahn herzaubern und sie auf die Schienen stellen? Da, wo sie morgen eigentlich nicht fährt?” Langsam schwindet auch meine Geduld…
- “Wäre mies cool.”
“Ja, wäre es. Liegt aber leider nicht im Rahmen meiner Möglichkeiten. Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern immer länger.”
- “Hä?” Keine Lust jetzt, Erklärungen zum Sprachgebrauch abzugeben. Reichen schon die, für den morgigen Tag.
“Außerdem muss ich auch früher losfahren! Für mich ist es auch umständlicher!”
- “Ja Sie.. Sie haben Auto!”
“Morgen fahre ich auch mit der Bahn und du wirst es nicht glauben, aber ich werde es garantiert überstehen. Und wenn wir schon beim morgigen Tag sind. Wo ist die Unterschrift für das Infoblatt zur Veranstaltung?”
- “Hab nicht.”
“Aus welchem Grund?”
- “Weiß nicht. Meine Mudda weiß doch, dass wir gehen! Kann ich Unterschrift fälschen? Mache ich direkt! Ich hab dann Ruhe, Sie haben Unterschrift!” Ich verdrehe die Augen. Noch weiter möchte ich eigentlich nicht diskutieren. Fatih anscheinend schon.
- “Wenn Sie Arbeiten nicht schnell korrigieren, sag ich auch nix! Machen Sie ab jetzt Arbeit in eine Tag, dann mache ich Unterschrift auch in eine Tag! Sonst nicht!”
“Uhhh, jetzt habe ich aber Angst!”
- “Was los mit Lehrern? Alle gucken nur mich und machen Stress!”
“Ja, wir haben’s auf dich abgesehen. Wusstest du es nicht?” Diesmal rollt Fatih mit den Augen. Wir sind wohl beide voneinander genervt.
Nachdem wir alles bezüglich morgen geklärt haben und sogar etwas Unterricht machen konnten, fragt Fatih: - “Welche Lehrer kommen morgen überhaupt mit? Ich gehe nicht mit alle!”

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