Donnerstag, 26. April 2012

Mutter Teresa am Apparat


“Das Gute, dass du heute tust, 
werden die Menschen morgen 
vielleicht schon wieder vergessen haben... 
Deshalb tu weiterhin Gutes...”

Mutter Teresa

Lehrer haben nie Feierabend. Ich wünschte, ich könnte irgendeine Tür zumachen und die Schule bis zum nächsten Morgen vergessen. Leider gibt es das noch das Handy. Auf dem fast ausschließlich Diemutterdiemanmeidensollte anruft. Jedes Mal nehme ich mir vor, nicht dranzugehen. Jedes Mal scheitert mein Vorhaben. Mutter Teresa quasi, die versucht, die Welt zu retten. Eigentlich müsste ich mich so melden: “Ja ja, hier Notdienst von Mutter Teresa. Stets zur Stelle.” Mit ‘Johannitern’ könnte man sich auch melden. Die versuchen ja auch Nächstenliebe zu leisten. Wenn es so weiter geht, übe ich nur noch Nächstenhass aus. Ist so.
Jedenfall rief sie an, um sich bei mir auszuheulen. Dejan hört ja nicht auf sie, macht was er will, geht spät schlafen, will morgens nicht aufstehen, macht nix für die Schule und und und. Alles kein Wunder, wenn man bedenkt, dass dieser Junge noch nie ein ordentliches ‘nein’ gehört und nie Grenzen aufgezeigt bekommen hat. Die normale Frage an dieser Stelle ware, ja warum ruft sie denn die Klassenlehrerin ihres Sohnes an, um sich auszuheulen? Na weil, ich mit ihm reden und ihn zur Vernunft bringen soll! Ähmm, Entschuldigung, aber um die Mutterrolle habe ich mich in diesem Fall nicht beworben!! Selbst versaut, komm selbst da raus! Hört sich ja furchtbar gemein an, ist aber so… 
Nichtsdestotrotz verspreche ich ihr, mit ihm zu reden.

Aufgrund der heutigen Ereignisse lasse ich das mit dem Gespräch doch sein. Dejan ist heute nämlich wieder äußerst gut gelaunt. Gut für Dejan, schlecht für alle anderen.
Wir gehen in den Videoraum, weil die Kiddies heute einen Kurzfilm zu sehen bekommen.
- “Ihr Ernst? Muss ich mich jetzt ein Stock runter bewegen?? Lak, was das?”
“Sorry, aber ohne der nötigen Technik wird es hier mit dem Film nicht klappen.”
- “Abou.” Trotz des Protests kommen wir tatsächlich im besagten Raum an.
- “Gucken wir jetzt das Bayern-Spiel von gestern??”
“Natürlich.”
- “Eeeecht??”
“Nein, wir gucken etwas zum Thema ‘Kinderarbeit’. Wie bereits angekündigt.”
- “Wer braucht den Scheiß? Lassen Sie lieber Kinox.to gucken. ‘Mission Impossible’ oder so.” Mein ‘Genervt-grad’ steigt langsam, aber sicher.
“So, Ihr Lieben, wie bei jedem Film habe ich Fragen für euch vorbereitet, die ihr bitte während des Filmes versucht, zu beantworten.” Alle nehmen ihre Schreibutensilien raus, nur Dejan nicht. Willst du dich wirklich mit mir anlegen???
“Dejan, dein Tisch sieht immer noch so verdächtig leer aus!”
- “Aboou, kein Bock mich zu bewegen.” Meine Stimme wird fordernder.
“Nimmst du bitte ein Blatt raus? Und zwar jetzt sofort?!”
- “Nein man, schreibe ich ganzen Film auf oder was, wozu brauch ich Blatt??”
“Deine Entscheidung.”
“Tuncer, machst du bitte die Vorhänge zu!” Auch hier meldet sich Dejan zu Wort.
- “Aller, ohne Sinn im Dunkeln zu sitzen!” Tuncer steht ohne einen Kommentar auf und zieht die Vorhänge zu. Danke dafür!
Plötzlich schreit Dejan auf. - “Ihhhh, du Hässliche!”
“Deeejan, Ruhe jetzt!”
- “Ich muss doch schreien, wenn Jocelyn mich schlägt. Was kann ich denn dafür??”
“Es ist mir egal, warum du schreist! Fakt ist, ich fühle mich durch dein Schreien gestört und einige andere in dem Raum auch!”
- “Und wenn ich wegen Schmerzen sterbe, is auch egal?”
“Sag mal, warum nervst du heute eigentlich so??”
- “Du nervst! Spaaaaß…”

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