Dienstag, 19. Juni 2012

Sechs Wochen cüslanfrei


"Ich fühle mich wie ein Zwanzigjähriger- nur mit mehr Erfahrung."

Giovanni Trappatoni

Ich könnte schwören, dass die Luft sich heute viel frischer anfühlt, die Bäume viel grüner aussehen und die Menschen viel besser drauf sind, als gestern. Es sind Ferien! Hach, hört sich das Wort schön an. Und wie es sich anfühlt. Herrlich! Ich fühle mich plötzlich Jahre jünger. Man wartet, flucht, kriegt paar Zusammenbrüche, wartet dann noch mehr und dann plötzlich sind sie da. Sechs Wochen. Ohne Dejan, Fatih, Betül und allen anderen. Ohne Wallah, Cüslan und Schwören auf Mutterkoranundmeinleben. Sogar der Stress der beiden letzten Tage ist verflogen. Und die Müdigkeit auch. So einfach.

Ja, die beiden letzten Tage... waren anstrengend, witzig, traurig, emotional, aufregend, spannend und schön. So wie das ganze Schuljahr. Ich glaube, ich habe das schon an irgendeiner Stelle gesagt, ich sage es aber gerne immer wieder. Schulalltag ist besser als jede Soap-Opera, so viele Gefühle und Geschichten findet man nirgendwo sonst.
Wir haben ja ursprünglich geplant, zu grillen. Am Wochenende bekam ich jedoch gaaaanz viele Nachrichten bei FB und in der Gruppe "Grillen und Chillen" wurde auch heftig diskutiert.
Wetter und so. Wird wahrscheinlich regnen. Betül schrieb: "Aller, meine Hose wird nass, auf Gras sitzen, yaaa??" Hin und her, hin und her. Schließlich entschieden wir uns statt zu grillen und zu chillen, ins Kino zu gehen. Joaaa, Kino erschien zuerst nicht ganz ungefährlich. Diesmal saßen auch andere Menschen mit im Saal, das heißt für den Lehrer, doppelt aufpassen, damit die anderen sich nicht belästigt fühlt. Ich weiß nicht wie es kam, aber plötzlich hatte Tuncer drei Papiertüten in der Hand. Und eher ich nach diesen Dingern greifen konnte, hatte er eine nach der anderen mit einer Windgeschwindigkeit aufgeblassen. Das wäre ja nicht sooo schlimm gewesen. Das Schlimme folgte. Die Tüten wurden mit einem lauten Knall kaputt gemacht. Eine nach der anderen. Die Mädchen vor ihm schrien auf. Alle auf einmal. Dreimal hintereinander. Ich habe versucht, im Boden zu versinken. Leider wollte es nicht klappen. Also blieb ich in dem Kinosaal sitzen und versuchte flüsternd Tuncer zur Vernunft zu bewegen. Nach dem Film blieb er sitzen und wartete auf mich.
- "Ey, Mrs. Johnson, wieso haben Sie die ganze Zeit so mit Händen bewegt? Wollten Sie mir was sagen??"

Heute war die Stimmung schwierig. Alle warteten auf das Zeugnis. Die Hälfte hat nichts für das gemeinsame Frühstück mitgebracht, obwohl die Verabredung fest bestand. Fatih, der auch nichts mitgebracht hat, nahm einen übervollen Teller und kommentierte dazu: - "Egal, ich ess trotzdem alles weg." Dem war dann auch so.
Zum Aufräumen nach dem Frühstück erklärten sich dieselben wie immer. Die, die nichts mitgebracht haben, fühlten sich auch bei diesem Teil des Tages nicht angesprochen. Sie sind sofort nach der Zeugnisausgabe verschwunden. Nur die Freiwilligen und Abdul blieben im Raum.
"Abdul, möchtest du auch mithelfen?"
- "Nee. Ich wollt nur..."
"Ja?"
- "Darf ich Sie in Ferien bei Facebook schreiben?"
"Nein, in den Ferien nicht."
- "Wieso nicht?"
"Weil du und ich und alle F.E.R.I.E.N haben. Das bedeutet, wir beide haben keinen Kontakt. Weder telefonisch, noch live, noch online."
- "Scheißendreck."
"Was ist denn passiert? Was musst du denn unbedingt klären? Du kannst mich doch jetzt fragen!"
- "Nein, jetzt hab ich keine Zeit. Geschäfte und so, wissen Sie?"
"Hmmm ja, ich verstehe.. Trotzdem müssen wir dann bis nach den Ferien warten."
Abdul senkt seinen Kopf und sagt ganz leise: - "Ok..." Vielleicht schreibe ich ihn die Tage an und frage ihn, was er wollte... Oder auch nicht.

So waren sie, die beiden letzten Tage. So war es, das letzte Jahr. Und ich liebe meinen Job immer noch. Jetzt heißt es ausschlafen, nicht auf die Uhr gucken, sich zivilisiert und ruhig unterhalten, Urlaub machen und vor allem, nicht an Schule denken. Möge mein Vorhaben klappen. Schöne Ferien, wunderschönen Sommer und bis bald zu Besuch bei den Rappern dieser Stadt. Cheers!

Samstag, 16. Juni 2012

Willkommen im Leben


„Es gibt nur drei Methoden, um leben zu können: betteln, stehlen oder etwas leisten.“

Honoré von Mirabeau

Das zweiwöchige Praktikum ist jetzt vorbei. Zum Glück! War das eine anstrengende Zeit, Unterricht ist nichts dagegen! Das liegt eigentlich auch nah. Man lässt die Schüler ins Berufsleben, ohne dass sie sich etwas drunter vorstellen können. Azubi, Arbeit, Geld verdienen- das alles ist noch unglaublich weit entfernt und erscheint abstrakt. Pünktlich kommen, Regeln einhalten ordentlich und lange am Stück arbeiten und vor allem nicht nach dem Lustprinzip leben. Alles nicht so einfach. Schwierig wird es, wenn der Ausbilder zweimal lachen von Djamal als unglaublich störend empfindet und ich denke, dass zweimal lachen bei Djamal echt gut für seine Verhältnisse ist. Auch die Wirtschaft wird sich früher oder später auf die heutigen Schüler/Azubis einstellen müssen... Die Schüler waren ausgelaugt, ich hatte gerade in den letzten Wochen das Gefühl, nicht mehr zu können. Ich kann mich bloß nicht einfach so verdrücken, wie viele Abgeordnete gestern im Bundestag, als es um das Betreuungsgeld ging. Schade eigentlich.

Die Zeit war natürlich toll, die Kiddies haben unglaublich viel gelernt und haben jetzt hoffentlich wenigestens eine kleine Ahnung, wie sich das Leben in den Betrieben abspielt und wie sie sich als Azubi anstellen könnten. Max ist die gesamte letzte Woche nicht erschienen. Extrem starke Bauchkopfundallesandereschmerzen. Arbeiten geht gar nicht! Mandy hat nur gemeckert, wie langweilig sie die Arbeit findet. Dejan und Fatih wurden ja bereits am Anfang wegen nicht tragbarem Verhalten suspendiert. Alle anderen hatten eigentlich mehr oder weniger Spaß an der Sache, sind mehr oder weniger pünktlich erschienen und haben sich mehr oder weniger an die Regeln gehalten. Und es sind während der gesamten Zeit nur eine Türklinke und ein Stuhl kaputt gegangen. Gutes Ergebnis, würde ich sagen!

Insgesamt hat es sich jedoch gezeigt, dass die Kiddies in einer Seifenblase leben und absolut nicht auf das Leben da draußen vorbereitet sind. Und gerade für dieses Klientel ist es doch so wichtig, sich auch praktisch zu beteiligen und nicht nur Theorie zu pauken, mit der sie sowieso nichts anfangen können, viele berufsorientierte Maßnahmen und individuelle Förderung zu erhalten. Jedem Einzelnen muss man individuell aufzeigen, dass es sich lohnt, einen guten Abschluss zu machen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern und auf dem ehrlichen Wege sein Geld zu verdienen. In den Familien klappt dies nur bedingt. (Das, was ich jetzt schreibe, bezieht sich natürlich nicht auf alle und kann somit nicht pauschalisiert werden.)

- Die Eltern sprechen kaum bis gar nicht Deutsch und bewegen sich fast ausschließlich in gleichsprachigen Kreisen- wie sollen dann die Kinder die Eingliederung in die Gesellschaft als notwendig empfinden?
- Die Jugendlichen wachsen teilweise in einem kriminellen Millieu auf und lernen schon in frühem Alter, dass dies der einzig mögliche Weg ist, ans Geld zu kommen.
- "Meine Eltern leben doch auch von Hartz IV und irgendwie klappt alles. Schule ist so unnötig..."
- Die Kinder und Jugendliche bekommen keine -so wichtigen- Streicheleinheiten zu Huase. Sie hören kein Lob, sondern kriegen nur auf den Kopf. Immer wieder. Weil die Eltern überfordert sind und sich nicht anders zu helfen wissen.
- Die Jugendlichen leben in zerütteten Familienverhältnissen, haben keine Bezugsperson und ein Haufen andere Probleme. Kiffen, saufen, ganz spät auf den Straßen rumlungern, mit falschen Freunde 'chillen'. Kaum einer bekommt dies alles mit. Sie haben keinen Kopf, um sich über die Schule Gedanken zu machen.
- Mädchen übernehmen oft ganz viele Hausarbeiten. Putzen, passen auf die kleineren Geschwister auf, kochen und machen vieles andere. Sie haben keine Zeit, um sich über die Schule Gedanken zu machen.

Immer öfter muss die Schule nicht nur die Bildungsschiene fahren, sondern auch Erziehungsaufgaben übernehmen. Nur, wie sollen wir es schaffen, wenn
- jeder Lehrer sich alleine um 26 und mehr Schüler kümmern muss?
- jeder dieser Schüler so viele Probleme hat, dass man neben dem Unterrichten und anderen organisatorischen bzw. bürokratischen Dingen nicht hinterher kommt?
- Schulämter absolut keine Hilfe und Jugendämter hoffnungslos überlastet sind?
- immer noch keine Rahmenlehrpläne für die neue -seit schon 2 Jahren existierende Sekundarschule- entwickelt wurden und wir den viel zu vollgestopften alten Lehrplan abarbeiten müssen?
- ein Sozialarbeiter sich um alle Schüler kümmern muss?
- keine Sozialpädagogen in der Schule vorhanden sind?
- Geld für alles mögliche - Schulbücher zum Beispiel- nicht nur beantragt, sondern auch seitenlang begründet werden muss? Und das ist immer noch keine Garantie, dass die Schulen das Geld bekommen. Vor drei Wochen stand die Haushaltslage für das nächste Schuljahr (ja genau, das Schuljahr, das in ca. 7 Wochen beginnt) noch nicht fest.
- das pädagogische Personal seit der Einführung der Sekundarschule beteuert, dass diese Schulform nicht funktionieren kann und schon gar nicht, wenn man kein Geld reinsteckt und die Reformschule trotzdem gnadenlos durchgeführt wird??

>> Liebe Bundestagsabgeordnete, bedenken Sie doch dies alles bitte bei Ihrer nächsten Debatte (wenn denn alle erscheinen) und geben Sie doch bitte lieber das Geld den Kitas, Kindergärten und Schulen, statt wieder so etwas unnötiges, wie das Betreuungsgeld zu planen. Um im Leben rechtzeitig anzukommen, müssen die Kinder bereits früh gefördert und sozialisiert werden. Gerade für die Kinder mit Migrationshintergund ist dies unabdingbar, um Deutschkenntnisse zu erlangen und für die Schüler aus sozial schwachen Familien, um auch außerhalb der Familie Kontakte mit anderen Kindern zu knüpfen und sich so schneller zu entwickeln! Mit den Folgen dieser nicht vorhandenen Sozialisierung kämpfen dann die Lehrer später in den Schulen. Durch das Geld wird die Fürsorge und Liebe für Kinder in den Familen nicht stärker oder schwächer und wer garantiert, dass das Geld tatsächlich für die Kinder ausgegeben wird?
Wo werden Sie kürzen, um das Betreuungsgeld zahlen zu können? Lassen Sie mich raten, am Bildungssystem???

Donnerstag, 14. Juni 2012

Schweine, Luxuskühe und Klokodile


"Die Henne ist das klügste Geschöpf im Tierreich. Sie gackert erst, nachdem das Ei gelegt ist."

Abraham Lincoln

Es hat lange gedauert, aber wir haben es tatsächlich geschafft. Wir haben einen Plan für die 'Abschlusszeremonie'. Endlich! Viele Stimmen, wenig Übereinstimmung. Diskussionen, Geschrei, beleidigte und begeisterte Gesichter. Die Variante 'Grillen im Park' musste abgelehnt werden. Und das obwohl Bülent mir versicherte, dass er schon 1000 Mal einen Grill angemacht hat. Mindestens 1000 Mal. - "Ey, das ist so leicht, das kriegt sogar ein Baby hin." Grillen bedeutet, jeder bringt etwas mit. Jeder bringt was mit bedeutet, jeder muss auch Geld ausgeben. Geld ausgeben bedeutet, so günstig wie möglich einkaufen.
- "Ok, ich bring Würstchen. Sind billig. Ich lieeebe Wüstchen, so weiße, fette." Max geht sich mit der Zunge über die Lippen und streicht sich über den Bauch.
- "Ihhh, is doch Schwein, oder?" fragt Tuncer.
- "Ja, normal is Schwein. Meinst du, ich kauf so Luxuskuh für 100 €?"
- "Schwein is haram, mach ma nicht!"
"Jungs, beruhigt euch. Jeder kann doch mitbringen, was er gerne essen möchte und dann haben wir das Problem schon gelöst! Wie viele Grills haben wir denn?" Ich frage mich zwar immer noch, wie wir die Dinger ankriegen sollen, aber einen Versuch ist es doch wert. Auch wenn dabei nur rauskommt, dass Bülent eine zu große Klappe hat.
- "Ich hab eins!"
"Wer noch? Ein Grill reicht nicht!" Schweigen. Die Schüler gucken einander an. Die Hoffnung auf Grillen wird immer kleiner.
- "Wieso reicht nicht? Als ob wir hier so viel fressen. Ok, Murat vielleicht. Aber wir sperren ihn ein. Such dir ma andere Hobbies, nicht nur fressen!" Murat ist etwas korpulenter. Der Spruch trifft ihn sichtlich, denn plötzlich wird er total blass. Armer Kerl! Am liebsten würde ich Tuncer rausschmeißen. Würde ich aber bei jeder Beleidigung die Schüler des Raumes verweisen, würde ich nur vor leeren Stühlen unterrichten. Ist irgendwie auch nicht das Wahre.
"Hey, Tuncer! Kein Grund beleidigend zu werden. Vielleicht können wir ja wirklich mit einem Grill auskommen?!"
- "Niemals! Was reden Sie? Schwein und Nichtschwein auf ein Grill geht gaaar nicht! Haram und so!" Hmmm, wenn man bedenkt, dass die Hälfte der Klasse auf Schwein verzichtet, war's das wohl mit dem Grillen.
Wir überlegen also weiter, diskutieren und sammeln Ideen. Das kostet uns fast die gesamte Mittagspause. Mir ist langsam egal, was wir machen. Hauptsache wir machen was alle zusammen und gut ist. Nach gefühlten zwei Stunden entscheiden wir uns für einen Picnic mit Ballspielen. Schön gruppendynamisch und pädagogisch wertvoll. Viele bleiben unzufrieden. Ich finde die Idee gar nicht mal so schlecht. Das wird bestimmt noch mal nett, zum Ende des Schuljahres! Betül meckert, meckert und meckert. Schon den ganzen Tag. Dann zeigt sie sich doch mit dem Plan einverstanden, aber nur unter einer Bedingung:
- "Mrs. Johnson, aber dann müssen Sie gaaanz viele Fotos machen! Ich brauch für mein Facebook!"
"Fotos mache ich sowieso. Die reichen für Facebook und das Fotoalbum deiner Mutter." Betüls Mutter kam mal zum Elternsprechabend mit einem Fotoalbum und hat mir anhand der Fotos die ganze Familiengeschichte erzählt. Wäre spannend, wenn wir keinen 15-Minuten-Takt für die Gespräche und Betül nicht so viele schlechte Noten hätte. Der Spruch mit dem Album war echt gemein. Aber mir die Familiengeschichte in allen Details zu erzählen, war mindestens genauso böse! Zum Glück überhört sie meine Bemerkung.
- "Wissen Sie, Mrs. Johnson, ich bin in letzter Zeit irgendwie so fotogeil! Ich will immer Fotos machen! Straße, Bus, Wohnung. Immer."
"Solange du sie nicht in meinem Unterricht machst, soll es mir recht sein."
- "Hä? Is Ihnen doch egal, Sie kriegen eh Ihr Geld!" Sie schüttelt den Kopf. - "Also, ich verstehe die Lehrer heutzutage nicht. Sie sind schon komisch!"
"Danke!"
- "Nein, also Sie nicht. Sie sind gechillteste Lehrerin der Welt!" Irgendwas möchtest du doch...
"Ah ja?"
- "Ja, darf ich mit Gülcan Toilette gehen?" Na also, da haben wir es!
"Nö. Zuerst geht sie und dann du. Oder umgekehrt. Abgesehen davon, müsst ihr langsam an eure Arbeitsplätze!"
- "Biiiitte! Lebensnotwendig, ich schwör auf alles, was Sie wollen!"
"Betül, ihr hattet gerade Pause!!"
- "Aber da musste ich noch nicht! Und ich muss mit Gülcan gehen. Die hat Angst, wissen Sie! Vor dem Klokodil, der aus Klo rausspringt!"

Mittwoch, 13. Juni 2012

Alles verpasst


Wer am Ende seines Lebens noch Gesundheit übrig hat, hat falsch gelebt und viel verpasst.

Gerhard Kocher

Früh morgens marschiere ich gleich in die Werkstatt, um die Anwesenheit zu prüfen. Alle sind da. Überpünktlich. Ich erblicke Abdul, der mit dem Kopf auf dem Tisch liegt. Ich erwarte eine Mirtutalleswehundmeinlebenistsoschlechtgeschichte. Doch er möchte was ganz anderes wissen.
"Abdul, alles klar bei dir?" Er hebt kurz seinen Kopf.
- "Ja, bei Sie?"
"Danke, auch. Warum siehst du aus, wie ein Häufchen Elend?"
- "Ich denk so bisschen nach. Über mein Leben." Oh nein, bitte jetzt keine Vorträge über dein Leben! "Mrs. Johnson, warum waren Sie gestern nicht da?"
"Ich musste zur Fortbildung!"
- "Zu was?"
"F-O-R-T-B-I-L-D-U-N-G."
- "Ich schwör, was ein langes Wort, yaaa! Was das?" Plötzlich ist Abdul hellwach.
"Das sind Veranstaltungen für Menschen, die schon einen Beruf haben und weiter lernen möchten!" Jetzt ist Abdul endgültig wach.
- "Ja ja, Sie wollen noch lernen? Gucken Sie Film oder so, wenn Ihnen langweilig ist. Sie haben doch Studium gemacht, reicht! Lassen Sie uns einfach eiskalt alleine, wegen diese Scheißfortbildung. Ich hab Sie vermisst, aba rischtisch!" Ohhhh, süß. Leider nur Geschleime.
"Die Fortbildung war echt gut, hat sich gelohnt!"
- "Aber niemals besser, als hier." Klar, es kann nichts besseres als Schule bzw. Schulveranstaltungen geben! "Praktikum war auch gut, war mies lustisch, Sie haben was verpasst!"
"Das freut mich! Ich hoffe bloß, dass ihr neben den Witzchen auch noch gearbeitet habt!"
- "Fragen Sie Herrn Ausbilder, ich wurde fertig und hab dann sogar aufgeräumt! Jaaa!" Wow, SOGAR aufgeräumt. Dass ich das noch erleben darf...
Auch René möchte unbedingt erzählen, was er gestern erlebt hat.
- "Und dann haben wir noch Galgenmännchen gespielt. Und stellen Sie sich vor, da sagt Umut 'F wie Hund'! Bist du behindert Junge??" Umut fühlt sich natürlich angegriffen.
- "Is doch! Du sagst doch auch 'fick dich du Hund'! Is doch mit 'F'! Aber du - 'U' wie Eule! Ooooopfaaaa!"
"Ok, Jungs, können wir das Niveau bitte etwas heben??" Sichtlich unzufrieden drehen sich beide von mir weg.
Jocelyn eilt auf mich zu. In der Hand hält sie einen seeehr unschön aussehenden Zettel. Nicht nur, dass er an jeder Ecke angerissen ist, auf ihm befinden sich auch zahlreiche komische Flecken. Ihhh, hoffentlich muss ich dieses Etwas nicht anfassen.
- "Mrs. Johnson, Mrs. Johnson. Hier, für Sie! Ich habe alle aufgeschrieben, die gestern ihren Platz nicht aufgeräumt haben und einfach abgehauen sind!" Brav. Ich merke aus dem Augenwinkel, wie Walmirs Augen sich weiten. Wahrscheinlich vor Angst. Gut so, habt alle Angst vor mir!
- "Jocelyn, du Knecht! Wieso machst du das? Willst du noch schnell schleimen, oder was?? Opfa, du! Wegen dir kriege ich jetzt Ärger!" Ihr habt's aber auch heute mit 'Opfa'...

Apropos Herr Ausbilder. Der guckt schon ganz böse in unsere Richtung und signalisiert uns, dass er anfangen möchte. Ich bin ja dankbar, wenigstens muss nicht ich den aufgebrachten Haufen beruhigen. Tut das gut, diese Geschäfte anderen zu überlassen!
- "Ey, was Herr Ausbilder, euch jetzt sagen will?? Haltet endlich eure Fressen!" Herr Ausbilder reagiert. "Djamal, vor die Tür mit dir!"
- "Nur, weil ich geredet habe???" Unglücklicherweise befindet Djamal sich direkt neben Renés Ohr.
- "Musst du so schreien?? Mein Kopf fliegt gleich weg!"
- "Ich habe das Recht, zu schreien!!!"
"RAUS!!"

Ich bleibe noch eine Weile in der Werkstatt, beobachte die Schüler, mache Fotos und unterhalte mich mit dem Ausbilder. Mandy ist zunächst aufgebracht.
- "Mrs. Johnson, Sie können doch nicht ohne nix zu sagen, Fotos machen! Haaaallo, ich muss lächeln und Haare so zur Seite machen."
"Entschuldige bitte, dass ich nicht gewartet habe, bis deine Frisur sitzt!" Mandy rollt mit den Augen. Die Ironie in meiner Stimme ist nicht zu überhören. Schließlich darf ich doch Fotos machen. Ehre!

Auch Herr Ausbilder hat etwas zu erzählen. Er erklärt mir, dass mehr als die Hälfte, als Azubi die Probezeit nicht geschafft hätten. Wenn sie sich so wie gestern benommen hätten. Es mussten Matheaufgaben der 5. Klasse gelöst werden. Der größere Teil der Schüler brauchte doppelt so viel Zeit. Yunus und Tuncer haben einander mit Holzstücken beworfen. Abdul hat absichtlich sein Material kaputt gesägt und Mandy sich geschminkt.
Zum Glück war ich gestern nicht da. Trotzdem muss ich jetzt mit den Übeltätern reden. Es ist erst 10 Uhr und ich bin jetzt schon fix und fertig.