Freitag, 27. Januar 2012

Happy friday


Ein Tag ohne Lächeln, ist ein verlorener Tag.“
Charlie Chaplin

Nicht nur, dass heute Freitag ist. Wir haben Feeerieeen! Ich nehme mir vor, rundum glücklich zu sein. Heute wird alles gut. Wir lächen einander an und haben uns alle lieb. Nur 3 Stunden. Zeugnisausgabe. Und Tschüss.
Draußen ist es noch dunkel, als ich an der Schule ankomme. So, aus dem Auto aussteigen und das wir-haben-uns-alle-lieb-lächeln aufsetzen. - „Mrs. Joooohnson, gestern ist was ganz schlimmes passiert.“ Zack. Aufgewacht. War alles nur ein Traum. Hilfe, wann habt ihr denn das geschafft? Als ich gestern gegangen bin, war das Klassenbuch doch noch leer! Ich höre mir die ganze Geschichte an. Rumwerfen mit Papierkügelchen, dann mit Hausaufgabenheften, dann mit spitzen Gegenständen. Zum Schluss einenander bespucken. Natürlich im Unterricht. Wäre ja sonst langweilig, was soll man denn auch 45 Minuten lang machen, etwa aufpassen und mitmachen? Aber keiner wars. Drama. Keine Verletzten, aber trotzdem Drama.
Melisa beruhigt mich. - „Falls ich was vergessen habe, steht alles im Klassenbuch. Klassenbuch ist schon so Tagebuch. Was da so alles steht. Sie können also alles nachsehen.“ Stimmt, so was wie Tagebuch. Intrigen und Beweise für nie geschehene Vorkommnisse. Ich nehme mir vor, im nächsten Halbjahr das Klassenbuch regelmäßiger zu kopieren. Nicht dass jemand die Beweise verschwinden lassen oder im Klassenbuch rumkritzeln möchte. Hatten wir alles schon.
Egal. Ich lasse mir meine Freitags- und Ferienlaune nicht vermiesen. Und was hilft schon eine weitere Standpauke? Kaum betrete ich die Klasse, schon kommt mir Dejan entgegen. - „Haben Sie schon gehört?“ Ich schweige. - „Ok, Sie haben gehört. Jetzt aber nicht böse werden, liebe Mrs. Johnson. Spucken war doch nur Spaß, ist der behindert, der versteht nicht, dass ich nur so gemacht habe.“ Er macht eine Spuckbewegung nach, ohne dabei zu spucken. Riesenspaß. - „Aller, Junge, mir ist deine Rotze runtergelaufen. Am Gesicht.“ Kopfkino. Bitte nicht. - „Kommt nie wieder vor!“ Hmmm, was soll man darauf antworten? Was wäre jetzt pädagogisch? „Eh nicht“ oder „diesmal glaube ich an dich, du schaffst es garantiert, dich zu bessern“. Klingt irgendwie beides ziemlich dämlich. Ich bleibe meinem Tagesmotto treu. Ich lächele vor mich hin und wende mich der übrigen Klasse zu.
Paar Worte zu der Situation gestern. Nix mit enttäuscht blabla, wie konntet ihr nur? Das sage ich ihnen auch. Kein Bock auf Standpauken mehr. Entweder sie verstehen es von alleine oder eben nicht. Sollte Fall zwei eintreten, müssen sie sich ab nach den Ferien mit mir anlegen. Das würde ich ihnen nicht empfehlen. Die Klasse ist mucksmäuschenstill. Und überhaupt: eine echt nette Stunde gehabt. Smalltalk, Plan für das 2. Halbjahr, hihi hier, haha dort und paar Strafreferate verteilt. Kann es bitte immer so laufen?
Und dann die Zeugnisausgabe. Alles ziemlich aufregend. Fast alle haben einen Riesensprung nach unten gemacht. Isabel rutschte die ganze Stunde nervös auf ihrem Stuhl, ballte die Fäuste und sagte jede Minute: „oh Gott.“ Can fragte jede zweite Minute: „Was habe ich in Geschichte?“ Die paar Minütchen wirst du wohl noch warten können! Abdul hat sich verpflichtet gefühlt, jedem persönlich zu gratulieren, der mit seinem Zeugnis zufrieden war. Eine Umarmung für jeden. Fatih tobte und schrie: „Was alles unentschuldigt? Kann gar nicht sein, ich schwöre. Is doch alles entschuldigt. Können Sie nicht zählen?“ Ich lächele.
Und die Rekordverspätungen. Alles gelogen. Und wieso stehen da 5 Punkte? Was für ein Knecht die Lehrerin ist, die hat doch 9 Punkte versprochen. Ja, so machen wir Lehrer es immer. Gute Noten versprechen, zu Hause würfeln und dann schlechtere Punkte aufs Zeugnis schreiben.
Leute, ich habe euch immer wieder gewarnt. Schuld eigene. Im 2. Halbjahr muss alles besser werden. Da geht noch einiges. Ihr müsst euch bald bewerben! Dafür braucht ihr ein Zeugnis mit guten Noten und 0 Verspätungen.“
- „Aber aus Ihnen ist doch auch was geworden... Ihr Deutsch undso.“
Ja, ich höre.. Erzähl.“
- „Sie haben so bisschen Akzent.“ Nö. „Sie sprechen einige Worte so komisch aus.“ Auslegungssache. „Und Sie verwechseln manchmal der, die, das.“ Ok stimmt. Aber ganz selten. Ich wünschte, du würdest mit Akzent sprechen, ab und an die Auto sagen und einige Wörter falsch betonen. Aber ansonsten pünktlich erscheinen, Hausaufgaben machen, lernen,...
Ja, aus mir ist auch was geworden. Zum Glück eine Lehrerin. Ich glaube, in jedem anderen Job würde ich mich echt langweilen und nicht so viele Schimpfwörter lernen. Ist echt wichtig heutzutage. Jedenfalls hat die Lehrerin jetzt Ferien. Für all die, die jetzt sagen: was schon wieder?? JA. Und jeder, der es uns nicht gönnt, darf mal vorbeikommen und sich nach 45 Minuten ferienreif fühlen. Mit Geldzurückgarantie.
Happy friday. Happy holidays. Cheers.



Donnerstag, 26. Januar 2012

Schon wieder Konflikte. Oder immer noch.


An die Adresse der politischen Führer auf diesem Planeten, die Konflikte säen wollen [...], sage ich: Denkt daran, dass eure Völker euch daran messen, was ihr schafft, und nicht daran, was ihr zerstört.“
Barack Obama



Die Mathekollegin empfängt mich mit einem Lächeln. Sie beginnt den Satz mit „Deine Klasse...“. Ich ahne Schlimmes. Aber nein! „Deine Klasse war heute echt super! Alles, was ich geplant habe, funktionierte. Haben die echt gut gemacht!“ Jubel. Freude. Sprünge. Aber... sie fährt fort. „Die Spezialisten waren ja auch nicht da. 10 Leute haben in der 1. Stunde gefehlt.“ Wut. Enttäuschung. Alles wie immer. Sieben Schüler verspätet. Drei haben den ganzen Tag gefehlt.

Ich komme in die Klasse und sehe... Kulisse für einen James Bond-Film. Mindestens. Paar Tische umgeschmissen, Stühle auf dem Boden. Bücher sowieso. - „Mrs. Johnson. Bevor Sie was sagen. Ich wars.“ Boah ist Abdul heute mutig!
Was genau ist denn hier passiert???“ Reine Höflichkeitsfrage, ich will es gar nicht wissen.
- „Ich wurde gejagt und musste flüchten. Mies schnell.“ Ok, ich lag doch richtig mit James Bond. „Er denkt, er ist Schwarznegger. Den kennen Sie doch? Der hat in ihrer Zeit gelebt, so neunzehnhundertpaarundsiebzig.“ 1. Nicht übertreiben. 2. Schwarznegger lebt noch. 3. Wer hat dich denn nun gejagt? 
 - „Und er hat mir pussische Gewalt gemacht.“ Ähm, meinst du vielleicht physische oder psychische Gewalt?

Heute geht es weiter. Wir überlegen, wie man Konflikte lösen könnte- auch am zukünftigen Arbeitsplatz.“
Plötzlich springt Abdul auf. Er kreuzt die Beine und hält sich am Schritt. - „Mrs. Johnson, ich hatte schon heute Konflikt. Justin hat mir in der Pause in meine Kronleuchter geschlagen! Hatte auch was mit der Flucht vorhin zu tun.“ Da er noch vor 5 Minuten mit ca. 10 km/h durch den Flur gedüst ist, kann es nicht so schlimm gewesen sein. - „Ey Mrs. Johnson, krieg ich kein Mitleid? So armer Abdul und so?“ Emre ist schneller mit der Antwort. - „Für Syrier gibt es kein Mitleid!“ Da habe ich mir ja genau das richtige Thema für heute ausgesucht. Fallbeispiele live. 1000 Mal besser als irgendein Arbeitsblatt.

Ihr braucht ein kariertes Blatt, um eine Tabelle zu zeichnen!“
- „Wie Tabelle?“
Eine Tabelle. 13 Zeilen und 2 Spalten. Für 26 Buchstaben. Am Ende solltet ihr 26 Kästchen haben. In jedes kommt ein Buchstabe- A bis Z.“
- „So Quadrate?“
Nicht wirklich.“
- „Wir machen so Zweitklassensachen hier.“ Richtig. Und warum bekommt der größte Teil dieser Klasse diese Zweitklassensache nicht hin? Nächstes Mal kopiere euch eine Tabelle. Besser für meine Nerven.
- „Was sollen wir machen?“
- „Hä? Ich verstehe nicht. Wie soll ich das machen?“ Bezaubernde Jeannie, ich brauche dich wieder.
20 Minuten vergehen, bis jeder die Tabelle in seinem Hefter hat. Ich kann zufrieden sein, dauerte schon mal länger.
Die Überschrift schreibt ihr in einer leuchtenden Farbe. Etwas buntes bitte.“
- „Geht auch mit Bleistift?“
Was genau hast du an dem Wort 'bunt' nicht verstanden? Hast du keine Buntstifte mit?“ Große Augen.
- „Doch doch, ich hab so 2 bis 4 Farben.“
Jetzt überlegt ihr euch zu jedem Buchstaben einen Stichpunkt zum Thema 'Konflikte lösen'.“
- „Geht bei 'H' Hurensohn?“
Du sollst dir was zum lösen der Konflikte überlegen, nicht zum provozieren!“
- „Iiihhhh, wie sie übertreibt. Ich hab ja nicht anal gesagt. Geht auch eigentlich.“ Ja, aber nicht in diesem Zusammenhang. Was haben die alle eigentlich mit diesem 'anal'?? Langsam ist der Witz ausgewitzelt. Zeit, sich einen neuen Scherz zu überlegen. Und diesmal bitte einen wirklich witzigen!
- „Bei 'M', kann ich 'Mutter holen' schreiben?“
Zum Glück ist Justin heute ausnahmsweise in der Klasse. - „Du Knecht. Willst du deiner Mutter einen runterholen? Haben Sie gehört, was er gesagt hat? Diese Missgeburt.“ Justin lacht und lacht und lacht. Und mit ihm die Hälfte der Klasse. Ich sollte einen Wettbewerb ausrufen. Wer schafft es, die meisten Schimpfwörter in einem Atemzug zu sagen.

Morgen gibt es Zeugnisse. Mal schauen, wer dann immer noch was zum lachen hat.“
- „Also mein Zeugnis können Sie behalten. Brauche ich nicht.“ Can scheint zu ahnen, was er da morgen zu Gesicht bekommt. „Ich war einfach zu gebildet für Grundschule, dann hat mich Grundschule direkt Oberschule geschickt. Können wir nach den Ferien auch Ausflüge machen? So 3 in einer Woche?“ Dazu fällt mir nicht mal in Gedanken ein Kommentar ein. Und das muss schon was heißen.

P.S.: Ich glaube, ich habe endlich verstanden, wie das hier mit den Schriften funktioniert. :)

Mittwoch, 25. Januar 2012

Zu viel blabla


"Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?"
Konrad Adenauer

Sorry, heute gibt es nichts zum lachen. Ich muss mal erzählen, was hier in der Hauptstadt abgeht. Muss heute sein. 
 
Ich muss mal meine Schüler in Schutz nehmen. Falls der Eindruck entstanden ist, sie wären dumm, das denke ich nicht. Ich will sie auch nicht auslachen, ich lache mit ihnen. Ich halte viel von meinen Schülern- das was sie teilweise erlebt haben, möchte ich nicht erleben. Das was sie leisten müssen- zu Hause und in der Schule- will ich als 13/14jährige nicht leisten müssen. Faul sind sie und sie leben in ihrer eigenen Welt, die auch nicht einfach so vom Himmel gefallen ist. Die wurde meistens von den Eltern oder vom sonstigen Umfeld geschaffen. Perspektiven- kaum, Ziele- kaum und einen Sinn in der Schule sehen- 0. So bekommen wir sie nach der Grundschule präsentiert. So müssen wir mit ihnen zurechtkommen und sie für das Leben da draußen vorbereiten. Das kann ich nicht leisten. Nicht alleine. Nicht bei den Zuständen. Sparen an der Bildung- so kann man sich auch totsparen. Dejan würde jetzt sagen: „Ohne Kacke.“ Wie soll ich 26 Haupt- und Realschüler individuell fördern? Ich brauche einen zweiten Lehrer oder Sozialpädagogen im Unterricht, ich brauche kleinere Klassen und Lehrpläne, die machbar sind. Lehrpläne, die berücksichtigen, dass man auch dem Umgang miteinander Zeit und Aufmerksamkeit zollen sollte. Ich brauche Chancen für diese Kinder! Nehmen wir Hauptschüler. Ja, Hauptschule war ein hartes Pflaster. (Ja, ich habe schon mal eine von innen gesehen) Aber die Hauptschüler, die eben mehr Zeit, Zuwendung etc brauchen, saßen dort zu max. 16 in den Klassen mit Doppelbesetzung und hatten ausgerüstete Werkstätten, für diejenigen, die eben besser praktisch und nicht theoretisch arbeiten können. Gibt solche und solche. Dieses Klinetel muss man teilweise einzeln fördern, so gross sind die Lernschwierigkeiten. Und sie nicht in eine so große Lerngruppe stecken, wo sie untergehen. Wie sollen sie denn da im Lernstoff mitkommen und ihren Abschluss machen und vor allem wie soll ich jedem helfen können? Abdul würde sagen: „Walla, isch hab auch Reschte!“ Und er würde Recht behalten. Und wo sie die stärkeren Kinder mit runterziehen. Ah ja und was machen wir mit Föderschulen (frühere Sonderschulen)? Sie werden hierzulande geschlossen. Kosten nur Geld. Bist du Lehrer, haste 2 Examina, kannst du auch Behinderte unterrichten. Menschlich gesehen- super! Sie werden in die Gesellschaft integriert. Habe ich auch nichts gegen. Nur, dafür bin ich nicht ausgebildet!!! Aber haben Sie da oben vergessen, dass die Sonderpädagogik ein gesonderter Studiengang ist und nicht mal so learning by doing erlernbar ist?? Ich brauche einen zweiten Lehrer, zumindest die Grundlagen des sonderpädagogischen Know-Hows und kleinere Klassen! Habe ich das schon erwähnt? Ah ja und Bücher wären nicht schlecht. Aber: Haushaltskasse leer- Bücherregale in der Schule leer! Brauchst du was, musst du Antrag stellen mit - am besten - einer mehrseitigen Begründung. Versteht doch jeder, dass man begründen muss, warum man Bücher in der Schule braucht! Kinder mit einem Förderstatus haben übrigens gesonderten Lehrplan. Aber das kann ein Lehrer mit 2 Examina natürlich auch- in einer Stunde nach 2 Lehrplänen unterrichten und nebenbei die übliche Differenzierung betreiben- einfachere Arbeitsblätter für schwächere, umfangreichere Aufgaben für stärkere. Nichts leichter als das!

Aber ich darf mich ja nicht beschweren. Konfrenzen und Fortbildungen ohne Ende. Leeres blabla. Hier das Schulkonzept, hier noch eine Theorie vom Prof. blabla. Häckchen machen- wir machen etwas für die neuen Sekundarschulen.. Und in jedem Bezirk sitzt ja jemand, der sich um einzelne Problembereiche kümmert- mit einer extra dafür geschaffenen Stelle. Hallloooo? Kriege ich vielleicht Unterstützung vor Ort? Konkrete Unterstützung?? So wie, was mache ich mit Justin, wenn auch die letzte Maßnahme nicht greift? Kriege ich vielleicht weitere Maßnahmen an die Hand? Kriege ich wenigstens eine Verbeamtung als Zeichen für das Schätzen meiner Arbeit??

So musste auch mal sein, danke fürs zuhören!! Kann ja nicht immer lustig sein und das Leben ist ja kein Wunschkonzert, ne?

Um die Tradition beizubehalten, ein Gedanke von Dejan:
- „Ey, das heißt ja Eichel! Jetzt weiß ich, warum du Ayse heißt!“

Dienstag, 24. Januar 2012

Aber du hast doch keine große Nase...

„Es ist schwieriger, eine vorgefaßte Meinung zu zertrümmern als ein Atom.“
Albert Einstein

- „Jaaa, Ausflug!!“ - „Oh nee, Museum??“
Was macht eine Lehrerin in so einer Klasse, wie ich sie habe? Sie versucht Vorurteile auszulöschen. Zumindest die üblichen. „Ja genau, wir gehen ins Jüdische Museum. 1 Jahr lang Weltreligionen im Ethikunterricht behandeln, reicht nicht. Ihr müsst doch auch was sehen!“

- „Wenn es sein muss.. Aber dann müssen wir auch Moschee gehen. Gleiche Rechte.“ Als könnten sich die Schüler in dem Ausflügekatalog 2011/2012 etwas aussuchen. Einen Moscheebesuch muss ich unbedingt ins Programm einbauen. Während des Ramadan kann man mit dem größten Teil der Klasse nichts anfangen, weil sie fasten und sich nicht konzentrieren können, an Bayram kann man wegen der geringen Anwesenheit der Schüler keinen Unterricht machen und Gummibärchen werden auch nicht gegessen. „Warum dürft ihr kein Haribo essen?“ - „Ist nicht helal.“ „Wann ist denn ein Nahrungsmittel helal?“ Mich interessieren andere Religionen und Kulturen grundsätzlich und von wem erfährt man es besser, als von denen, die das alles praktizieren? - „Ja, keine Ahnung. Helal und nicht helal halt.“ Die meisten befolgen das meiste. Erklären warum, kann kaum einer.

Busfahrt ganz friedlich verlaufen, jeder ist heil angekommen, jeder hat das Geld für den Eintritt dabei. So weit, so gut. Im Museum werden die Kiddies in zwei Gruppen eingeteilt. Ich nehme meine Lieblingskandidaten, mein Kollege die braveren. Der Klassenlehrer nimmt immer die üblichen Verdächtigen- ungeschriebenes Gesetz. Schließlich kennt man sich eine Weile. Am Eingang empfängt uns unser Guide. Die Schüler dürfen sie dutzen und Lena nennen, sie hat ziemlich dunkele Haare. Folgende Unterhaltung wurde zwischen Lena und mehreren Schülern meiner Klasse geführt.

- „Bist du Moslem?“
Nein.“
- „Christin?“
Auch nicht.“
- „Hä, was gibt es noch?“ Sich kurz mal umschauen bitte.
Ich bin jüdisch.“
- „Schwör!“
Wirklich. Meine Mutter ist jüdisch, also bin ich es auch. Ausserdem dürfen Juden nicht schwören. Moslems übrigens auch nicht.“
- „Aber wenn es stimmt, was man sagt, darf man! Hast du noch nie geschwört?“
- „Ey, ich habe noch nie einen Juden gesehen!“
Woher weißt du das? Glaubst du, sie sehen anders aus?“
- „Ja, ich dachte schon so bisschen anders. Keine Ahnung. Ist übertrieben krasse Ehre für mich, Sie zu kennen!“
- „Hä? Aber Sie.. du hast doch gar keine große Nase?“ Liebe bezaubernde Jeannie, komm bitte bitte bitte vorbei und mach jetzt sofort .. so wie du es immer machst und lass mich verschwinden!
Und was lernst du daraus?“
- „Walla, nicht alle Juden haben große Nasen?“ Strike. Der Besuch hat sich schon mal gelohnt. Was gelernt.

Die restliche Zeit im Museum verläuft ziemlich friedlich. Alle dürfen koschere Gummibärchen probieren und sind superglücklich. Als hätten sie noch nie im Leben Haribo gesehen. - „Biiiite, darf ich noch eins?“ 
- „Mrs. Johnson, können wir koschere Gummibärchen und helal Gummibärchen im Unterricht essen und Geschmack vergleichen?" Klar, warum nicht.

An der Bushaltestelle gibt es einen Kiosk. Gut für den Kioskbesitzer. Blöd für die Lehrer. Die Schüler verbringen gefühlte 30 Minuten drin und kaufen Cola, Fanta, Schockolade und ... ganz wichtig: Yum Yum. Richtig, die Nudeln werden aus der Tüte auf der Stelle trocken verzehrt. Delikatesse quasi. Wir verpassen der ersten Bus. Die komplette Busstation ist voll von bunten Yum Yum-Verpackungen. Wir verpassen den zweiten Bus. Dafür ist die Busstation wieder sauber. Endlich kommt der langersehnte Bus. - „Ey, Mrs.Johnson, ich hab Problem. Kein Geld mehr für Fahrkarte. Alles in Kiosk ausgegeben.“ Natürlich. Yum Yum sind ja überall sonst ausverkauft. Cola und Chips gibt es auch sonst nirgendwo. Nur hier, muss man kaufen.

Semierfolgreicher Tag, würde ich sagen.

Montag, 23. Januar 2012

Ich geb dir Bombe

"Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin."
Carl Sandburg  
Auch eine Woche später reden meine Schüler über "Ziemlich beste Freunde".
- „Ey, der Typ im Rollstuhl, der hat ja nix gespührt in den Beinen. Das war so lustig, als der Schwarze heißes Wasser über seine Beine gemacht hat. Heißes Wasser und der spürt nix. Stell dir vor, du machst so Butterfly auf seine Beine oder Todeschläger oder so.“ Wer denkt sich eigentlich diese Begriffe aus?
- „Oh, Mrs. Johnson, Sie sind ja schon da. Sie sind so jung und klein, ich dachte, Sie wären eine von uns. Ich hätte Sie fast geschlagen.“ Wieso? Schlägst du jeden, der in die Klasse reinkommt?
Das nehme ich jetzt als Kompliment an. Und ja: ich bin schon da!!“
- „Wenn es Zeugnisse gibt, haben wir doch nur kurz Unterricht, oder?“
Ja.“
- „Walla, geil. Ich komm in Jogging.“
- „Nein man, lass ma Fliege und Lackschuhe anziehen.“ Lukas ist von seiner Idee begeistert. Ich glaube kaum, dass du was zu feiern haben wirst, wenn du dein Zeugnis siehst. Anzug passt also passt nicht ganz. Jetzt mal Themawechsel. Jeder nimmt ein Blatt raus und schreibt auf, was ihm zu Konflikte lösen einfällt.“
- „Also ich würde diskutieren und eine Lösung suchen“, sagt Murat. Toll! Bravo! Konflikte mit Worten lösen!
- „Ich schwör, warum diskutieren? Gleich Bombe geben und dann ist der ruhig! Bombe geben und stabil bleiben.“ Entschuldigung, was genau heißt stabil bleiben? Ok, ich muss das Thema vertiefen. Ich erkläre der Klasse, wie eine ICH-Botschaft funktionert. Also: ich sage, wie ich mich fühle, warum das so ist und was ich von meinem Gegenüber in Zukunft erwarte. Wir üben das fast die ganze Stunde.
Folgende Situation. Du kannst deine Jacke nicht finden und musst ohne in die Pause gehen. Drei Mitschüler lachen dich aus und bezeichnen dich als Lügner. Gestern warst du ja noch erkältet und heute läufst du schon ohne Jacke rum?! Fatih, bilde eine ICH-Botschaft, passend zur Situation!“
- „Ich sag dann ich fick dich, du kleine Missgeburt! Ist doch mit ich.“ Ahhhhh, wir haben es die ganze Stunde geübt und du haust tatsächlich so etwas raus? Und meinst es auch noch ernst? Er meint es todernst. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich verzweifele. Jungs, könnt ihr eure unbegründete und angeborene (so kommt es mir vor) Aggressivität nicht einfach wegschmeißen? Ich hätte am liebsten allen ein Antiaggressionstraining verschrieben. Aber, geht nicht. Zuerst die Tat, dann Antiaggressionstraining. Super, warten wir also ab bis was passiert.
Ah ja und wenn ich schon bei einer Wunschliste bin... ich wünsche mir mehr Sozialarbeiter an der Schule. Wir haben einen. Der arme ist alleine für zwei Klassenstufen verantwortlich.
- „Ey, Mrs. Johnson, sie guckt mich an! Mit ihrer Augenbraue! Gülcan, hör auf, mich anzugucken! Du nervst übertrieben.“ Ich würde zu gerne wissen, wie viele Schlägereien mit „Guck ma nicht“ anfangen.
Eigentlich bin ich schon bedient. Aber nein, Abdul muss auch noch auf sich aufmerksam machen.
- „Ey, Mrs. Johnson, ich werde Sie gleich so übertrieben dissen!“
Mach mal.“
- „Wissen Sie, wer zusammen ist?“ Haha! Ich weiß es! Ich kenne das. Kurz mal überlegen- pädagogisch wervoll bleiben? Nee, keine Lust heute. Ich will auch mal schülermäßig antworten.
So, liebe Klasse, kurz mal ruhig sein. Ich weiß, wer zusammen ist. Die Augenbrauen deiner Mutter.“ Abdul läuft rot an. Die Klasse lacht sich kaputt und ich muss auch schmunzeln. „1:0 für Mrs. Johnson. Sie hat dein Leben gefickt.“ Eigentlich nicht.
- „Ey, wieso wissen Sie das?“
Ich habe einen kleinen Bruder, der aber älter ist als du. Der kannte die Sprüche, da warst du noch nicht geboren!“
- „Uhhh, 2:0 für Mrs. Johnson! Was geht denn mit Ihnen heute? Mit so Sprüchen können Sie auch Rapper werden!“ Zum Glück, zweites Standbein! 
Abdul ist überfragt. - „Hä, wie jetzt? Jünger oder älter, ihr Bruda?“
Vergiss es!“
- „Ich kenne noch einen, den kennen Sie nicht. Darf ich den bitte erzählen? Biiiiitte.“ Ich habe bisschen schlechtes Gewissen wegen vorhin. Er darf.
- „Hat Ihr Vater einen Schnurrbart?"
Nö.“
- „Dann habe ich im Supermarkt doch ihre Mutter gesehen.“ Ok, der war nicht schlecht. Man muss auch lachen können.
Und wenn mein Vater doch einen hätte und ich 'ja' sagen würde?“
- „Hä? Dann nix.“ Ah so.

Freitag, 20. Januar 2012

90-60-90

„Wir propagieren kein Schönheitsideal. Jeder Mensch ist schön auf seine Art.“
Heidi Klum

Dejan ist mein Wochenstar. Wären wir bei McDonalds, würde sein Portrait jetzt in der 'Mitarbeiter des Monats'-Galerie hängen. Ich sollte in der Klasse auch so eine Galerie einrichten. Schön transparent machen- wer, wann, warum nachsitzen muss. Wer nicht zahlt, muss eben nachsitzen. Ist so. Freitags in der 8. Stunde nachsitzen ist ein Genuss für alle Beteiligten. Mit Dejan (bzw. Dejan mit mir) nachsitzen ist Genuss hoch 2. Da mir diese Ehre jede zweite Woche zuteil wird, kenne ich den Ablauf dieser Veranstaltung bereits auswendig.

10 Minuten: sich beschweren, warum er nachsitzen muss. Alle anderen stehen doch auch im Klassenbuch und er hat gerade jetzt alle möglichen Schmerzen, die ein Mensch haben kann und alle waren laut und haben auch mit Radiergummis geworfen.
20 Minuten: Lieblingsthema: Sex oder Frauen, oder beides oder die 'alta-bin-ich-ein-geiler-hengst-nummer'.
10 Minuten: fast heulend fragen, wann er nun endlich gehen kann.
5 Minuten: halte ich es nicht mehr aus bis zum Klingeln und lasse ihn gehen.

Mandy und Christina leisteten uns Gesellschaft.
- „Ey, Mrs. Johnson, biiittte, ich schwör, ich hab krasse Kopfschmerzen. Muss ich nachsiten? Kann ich nicht am Montag nachsitzen, Aufgaben zu Hause machen, Geld nächste Woche mitbrin..."?
NEIN!!“ Ich reiche ihm das Arbeitsblatt, das er bearbeiten muss.
- „Boah, was haben Sie denn schon wieder angestellt?“
Wie, was habe ich angestellt?“
- „Na, wie viel ich abschreiben muss! Wieso kopieren Sie so viel? Ich gehe vor Gericht und beschwere mich. Aber ich will nicht, dass man Sie feuert. Deswegen erzähle ich nicht alles. Warum sind Sie so?“ Und warum bist du so?
Mandy, Christina! Habt ihr schon Ordnungsdienst gemacht? Ich kann nicht wirklich behaupten, dass die Klasse glänzt!“
- „Geben Sie zu, wenn ich drin bin, ist die Klasse hübscher.“ Dejan grinst über beide Ohren. Aha, wir sind in Phase 2 der Stunde angekommen.
Ich lasse mich nicht vom Thema abbringen. „Ich habe als Schülerin auch den Ordnungsdienst gehasst. So sehr ich euch verstehe, da müsst ihr durch.“
- „Zu Ihrer Zeit gabs schon Ordnungsdienst??“ Nee, da gab es noch keine Besen und keine Tafelschwämme, geschweige denn Tafeln, die man wischen musste.
Dejan, gibst du mir bitte dein Hausaufgabenheft, damit ich das Nachsitzen eintragen kann?“
- „Nee, machen wir 'Schere-Stein-Papier'. Wer gewinnt, bekommt das Hausaufgabenheft."
Hausaufgabenheft her! Aber zackig!"
- „Na gut, aber dann malen Sie 1000 Herzchen rein! Damit meine Mutter nicht so sauer ist. Sie lieben mich sowieso!“ Nach 2 Sekunden  ist er schon beim nächsten Thema, seinem Thema Nr. 1.
- „Boah, bei uns in der Straße laufen so sexy Weiber. 90-60-90."
Christina reagiert auf Dejans Ausführungen. „Ja, weißt du denn nicht? Fashion Week in Berlin! Wieso guckst du so Frauen immer an?“
- „Aber Mädchen! Das sind Models! Models!“ Boah, meine Ohren... Könnt Ihr nicht einfach die Texte abschreiben??
Dejan, ich habe gehört, du willst jetzt endlich arbeiten?!“
- „Mrs. Johnsooon, ich will die Models klären. Sogar Sie würden neben Ihnen ohnmächtig werden! Ich verspreche es Sie!“
- „Kann ich jetzt gehen bitte?? Ich hab in 2 Stunden Training, muss mich noch ausruhen. Ich habe doch schon die Hälfte!“

Endlich sind die 40 Minuten um. „So Herrschaften, Blätter abgeben und dann könnt ihr gehen. So schnell will ich euch hier nicht mehr sehen und mit euch nachsitzen!“
- „Also ich will schon mit Ihnen, aber nicht nachsitzen... also, was denken Sie jetzt? Ich will mit Ihnen Unterricht machen.“ Ich denke nur das eine. Wann kann ich endlich nach Hause gehen??

Donnerstag, 19. Januar 2012

Lehrer weinen nicht

Lache und die Welt lacht mit dir, weine und du weinst allein.
Ella Wheeler Wilcox

- „Ich drehe mich so um nach links und sehe: Sie weinen! Was weinen Sie denn? Film war doch nicht so traurig. Lehrer weinen doch nicht!“ Umut guckt mich großen Augen an. Haallloo, auch Lehrer sind Menschen!! Bitte mehr Verständnis!
- „Lass sie mal in Ruhe. Sie weiß bescheid, sie weint immer.“
„Stimmt, ich weine ganz schön oft im Kino, aber es gab eben viele emotionale Momente!“ Die gesamte Klasse guckt mich weiterhin fassunglos an. „Ihr habt doch keine Ahnung! Das sind Gefühle..“
Jocelyn springt auf. - „Stimmt doch gar nicht, ich habe Gefühle! Ich bin voll sensibilisiert!“

- „Mrs. Johnson, ist Errektion eigentlich auch ein Gefühl?“ fragt Dejan. (wer sonst?)
„Wie kommst du denn jetzt auf die Frage?“
- Naja, das Opfer.. also ich meine der Typ im Rollstuhl, der konnte doch nicht. Sie wissen schon was.“ Warum fragt er mich das?! Er ist doch hier der Mann.
Dejan fährt fort. Es scheint, als hätte er die Errektionsfrage bereits vergessen. „Aber dieser Schwarze- miese Muskeln. Todesbreit. Wie isch.“ Mhhh, nicht mal annäherend. „Und war das ein echter Maserati? Wenn nicht, ergibt der Film gar keinen Sinn. Und war schon bisschen scheiße gedreht. Franzosen... die haben es nicht so drauf. Ich mag viel mehr Hollywood-Filme.“ Diese Filmkritiker, haben immer was auszusetzen.

Wir stimmen ab, den Meisten hat der Film sehr gut gefallen. Nur Nathalie scheint nicht so begeistert zu sein. Schon wieder meldet sich Dejan zu Wort: „Alta, es kann nur zwei Möglichkeiten geben. Entweder du hast den Film nicht verstanden oder.... Mädchen, bist du blind???“ Nathalie weiß gar nicht, was sie darauf antworten soll. Und weiter geht’s. Diesmal äußert sich Valmir. „Schon guter Film, bisschen traurig, sehr lustig. Am Lustigsten fand ich es, als er den Baum auf der Bühne gesehen hat. Aber als die Frau am Ende da kam und der Mann im Rollstuhl dem Schwarzen so dankbar war, war schon rührend. Und wie er am Ende seinem Cousin geholfen hat...“ Dejan scheint sich Sorgen um mich zu machen. - „Die fand ich gut, die dann kam. Und red ma nicht, Mrs. Johnson fängt gleich wieder an, zu heulen!“ Ich habe nicht GEHEULT!! Mir sind bloß ein paar Tränen gekommen!! Isabel lacht.
- „Ey, warum lachst du? Hast du keine Freunde? Ich hab gehört, man kann jetzt bei Facebook Freunde kaufen. Mach ma!“ Lachen = keine Freunde. Logik?? - „Halt die Fresse! Mrs. Joooohnson, Dejan ärgert mich!“

Mitten im Gespräch steht Murat auf und läuft zur Tafel. 
- „Schreibt man Dreese so?“ Er schreibt den Namen von dem Hauptdarsteller auf.
- „Bist du dumm? Doch nicht mit 'e' hinten!“
- „Doooch, in Französisch wird 'e' hinten nicht gelesen!! So wie bei Croissant. Schreibt man doch auch mit 'e' hinten, oder??“
- "Mrs. Johnson, können wir bald 'Blutzbrüdaz' gucken?"
"Auf gar keinen Fall"

Mittwoch, 18. Januar 2012

Luxus, Ladies und ein Legohaus


Man umgebe mich mit Luxus. Auf alles Notwendige kann ich verzichten.
Oscar Wilde


Vor dem Kino empfängt mich Umut und streckt mir seine Hand ins Gesicht. 
- „Gucken Sie, Mrs. Johnson, ich habe eine Breitling.“
Wozu brauchst du so eine teuere Uhr?“
- „Keine Sorge, die ist Fälschung, hat mein Vater Türkei gekauft. Aber wissen Sie, wenn ich später Business mache, müssen die Leute doch sagen: 'der hat ne krasse Uhr, ist beliebt, Geschäfte laufen undso!“
Erst Abschluss machen und dann über Geschäfte nachdenken. Abgemacht?“
- „Ja, Mrs. Johnson.“

Zum Glück sind wir die Einzigen im Kinosaal. - „Was gucken wir eigentlich?“ fragt Can. Ist ja nicht so schlimm, dass ich das mindestens 5 Mal angesagt habe. Kaum hat der Film angefangen, beschwert sich Can lauthals.
- „Stellen Sie sich das mal vor, die nehmen hier 2€ für eine große Popcorn. Die denken auch, ich bin Millionär. Und die Sitze sind zu klein.“ Dejan MUSS ja antworten. - „Alta, Can, die Sitze sind nicht zu klein, du bist zu fett!“
Deeejan, schaffst du es vielleicht, einen Tag lang auf Beleidigungen und Ausdrücke zu verzichten??
- „Niemals! Na gut, ab morgen. Wetten wir? 2€?“

Die Vorstellung ist unerwartet zivilisiert verlaufen. Wenn man
  • lautes Gähnen (und ich meine wirklich lautes) von Betül
  • Nimm ma Füße weg“ von Can und die Antwort von Dejan: „Kannst du kein Kino gehen? Halt die Fresse jetzt! Halt die Fresse, habe ich gesagt!“
  • sehr sehr laute Musik aus Max' Kopfhörern, weil „laaangweilig“. Zahlst du 4€, um dann deine Musik zu hören??
  • sehr sehr sehr lautes Rascheln mit allen möglichen Verpackungen und
  • Schreien von Gülcan (in der dritten Reihe) „Ey, gib ma Pringles her!“ zu Murat (letzte Reihe)
nicht erwähnt.

20 Minuten nach Filmbeginn (Film mit Überlänge leider) fragt mich Dejan: 
- „Wie lang dauert der Film?“
3 Minuten später: - „Walla dickes Auto. Hat der von mir.“
15 Minuten später: - „Wie lang noch?“
7 Minuten später: - „Das Auto ist echt Knaller.“
10 Minuten später: - „Noch lange?“
5 Minuten später: - Walla, die ist heiß. Aber zu viele Sommersprossen, ich mag saubere Gesicht. Ich hab ja auch Geschmack. Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens so auf und ein Muster guckt Sie an. So Muster auf Gesicht.“ Ich gucke ihn warnend an, damit er endlich Ruhe gibt. 
- "Aber Sie sind auch ganz schön!" Danke, hilft dir jetzt aber auch nicht.
(Achtung Spoiler!) Als die Zuschauer erfahren, dass Dejans heiße Angebetete lesbisch ist, schreit er durch den ganzen Kinosaal: - "Is die hässlich, ich fick die, ich fick die alle!!" Ich könnte im Boden versinken, auch wenn nur wir im Kino sind. Darüber müssen wir uns aber noch einmal unterhalten. Wahrscheinlich auch ein zweites Mal.
25 Minuten später: "Ist der nicht zu Ende?"
Als der Film zu Ende ist, springt Dejan auf und rennt zum Ausgang. 
- "Können wir jetzt gehen?"
"Guck zur Leinwand, da kommt jetzt noch was. Das musst du noch lesen."
- "Nee, keine Zeit. Umut, kannst du für mich lesen und morgen erzählen?"
"Nachdem du mich die ganze Vorstellung genervt hast, möchte ich aber jetzt wissen, wohin du sooo dringend musst!!"
- "Man, Mrs. Johnson, übertrieben wichtig. Ich muss mein Legohaus fertig bauen!" Das passt aber nicht ganz zu "ich fick die alle!" Egal, ich lasse das jetzt einfach mal so stehen.

Dienstag, 17. Januar 2012

Erwischt!


„Moral ist, wenn man so lebt, daß es gar keinen Spaß macht, so zu leben.“
Edith Piaf

Die böse Mrs. Johnson, hat doch tatsächlich die Fehlzeiten mit den Entschuldigungen verglichen und festgestellt, dass Yunus 24 unentschuldigte Tage im 1. Halbjahr hat! Vor lauter Justin- und Dejanbeschäftigung ist es leider erst gestern aufgefallen. Leider verpennt, nächstes Mal frühere Reaktion wünschenswert, Mrs. Johnson. Es gibt einfach Schüler, die sowas von unauffällig schwänzen. Oder man traut es ihnen nicht zu und hackt nicht nach. Oder man hat einfach alles auf einmal zu tun. Nicht so wie Justin, der sein Fernbleiben ankündigt: „Ohne Sinn, mein neuer Stundenplan. Dann komme ich einfach nicht.“ Schön blöd.

Da frage ich doch mal nach, was da los ist. Noch besteht die Hoffnung, dass der Junge bloß vergessen hat, die Entschuldigungen abzugeben. Rein zufällig.
Guten Abend, Mrs. Johnson hier. Spreche ich mit der Mutter von Yunus?“
- „Ja, am Apparat.“
Ich habe hier 24 unentschuldigte Tage! Yunus war letzte Woche nicht in der Schule und Sie haben ihn nicht krankgemeldet. Ich wollte nachfragen, ob alles in Ordnung ist.“
- „Das verstehe ich gar nicht. Er hat doch jeden Morgen Autobüs genommen.“
Die Frage ist nur, den Bus wohin?! Ich schlage vor, Sie reden mal mit Ihrem Sohn und wir unterhalten uns dann übermorgen noch einmal.“
- „Ok, ich rede mit ihm und rufe Sie am Dönnerstag an.“ Sehr schön, kooperierende, Deutsch sprechende Eltern. Bitte mehr davon.

Heute morgen kommt mir Yunus entgegen. - „Mrs. Johnson, es tut mir leid!“
Dass du dir so etwas leistest! Ich bin echt enttäuscht von dir. Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?“
- „Rumgefahren. Strassenbahn. Und dann geguckt. Berlin.“
Wie Strassenbahn? In der Nähe gibt es doch gar keine!“
- „Ja, ich bin halt so gefahren. S-Bahn, Bus undso bis ich bei Strassenbahn war.“
Du warst den GANZEN Tag mit den Öffentlichen unterwegs??“
- „Ja. Nein. Ich war auch Saturn. Spiele gucken. Kommt echt nie wieder vor.“ Sein Blick ist echt verzweifelt und die Scham nicht zu übersehen. Oh man, meine jetzt absolut notwendige 'Mach-das-ja-nie-wieder-Standpauke' tut mir bisschen leid. Aber nur bisschen.
Na wenigstens, kennst du jetzt das Liniennetz von Berlin und das Sortiment bei Saturn!“
- „Das ist nicht witzig, Mrs. Johnson!“ Stimmt. Dumm gelaufen.
Die Klasse muss natürlich Yunus' Comeback feiern. „Yunus, Junge, komm ma zur Schule, oder willst du leben wie obdachlose Brückenmenschen?“ Entschuldigung, wie wer?
- „Ich hab Ihnen gesagt, der ist nicht krank. Ich habe den Bus gesehen.“ Wen hast du nun gesehen? Yunus oder den Bus? Und jetzt lass den Jungen in Ruhe, er hat es ja eingesehen.

Und wenn wir schon beim Thema sind. Christina, Joselyn, wo wart ihr gestern während der Sportstunde??“
- „Das kann ich Ihnen jetzt nicht sagen...“ Boah, dieses Schwänzen und Zuspätkommen geht mir echt auf die Nerven!!!
Habt ihr alle auf einmal eure Tage bekommen oder was? Und auch wenn. 1. Seid ihr dadurch nicht krank und 2. kann man bescheid sagen!“
Die Jungs fangen an, zu kichern. Joselyn ist entsetzt: „Mrs.Johnson, das können Sie doch nicht vor der Klasse sagen!!“ Es tut mir gar nicht leid.

Na dann, versuchen wir mal, zum Tagesgeschäft überzugehen.
Warum hast du denn deinen Schuh ausgezogen? Und warum, nur einen?“
- „Zuerst dachte ich, mein Fuss kratzt, aber dann habe ich mich erinnert, ich bin Treppen gestolpert.“ Aha.
Rene, warum liegst du auf dem Boden?“
- „Umut hat mich abgestochen.“
Betül, kannst du bitte deine Tasche vom Tisch nehmen und deine Materialien auspacken!“
Özgür, Betüls Tischnachbar ist ganz meiner Meinung. „Ja lan, nimm ma runter. Die denkt, ganzer Tisch gehört der!“

Ah wie schön, dass wir morgen ins Kino gehen und man während der Vorstellung nicht reden darf. Normalerweise...

Montag, 16. Januar 2012

Schon nächste Woche Zeugnisse?


"Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun."
Molière

Nach der heutigen Doppelstunde in meiner Klasse ist mir eine tolle Idee gekommen. Jeder sucht doch ständig nach kreativen Geschenken mit viel Action und Nervenkitzel- Fallschirmsprünge, Paintball spielen oder außergewöhnliche Musikkonzerte. Warum kam eigentlich noch keiner auf die Idee, einen Unterrichtstag in einer Sekundarschulklasse zu verschenken? Da sind Nervenkitzel und Action garantiert, zum Beispiel wenn man zwischen dem Faustausholen und dem tatsächlichen auf die Nase geben sich überlegen kann, macht er es oder macht er es nicht? Ich gebe zu, nachdem man beim dritten Mal mit der Antwort richtig liegt, könnte es irgendwann langweilig werden. Und singen? Das können sie die ganze Stunde ohne Pause, manche sogar rappen und dabei auch noch tanzen. Vielleicht können wir uns dann von dem verdienten Geld mehr Lehrer leisten und kleinere Klassen bliden? Das wäre doch mal was!

So ihr Lieben, am Wandertag gehen wir ins Kino und schauen uns 'Ziemlich beste Freunde' an.“
- „Oh man, nix mit Erotik?“ Dejan scheint unfassbar enttäuscht zu sein.
So leid es mir tut, nein. Ich habe den Film aber schon am Wochenende gesehen und kann euch sagen, er ist ganz ganz toll.“
- „Haben Sie illegal auf kinox.to geguckt?“
Ich war im Kino.“
- „Is ja langweilig. Können wir nicht 'James Bond' sehen? Bester Film. Ah so, und was ich noch sagen wollte. Wir sind ja jetzt eine Migrantenklasse. Justin ist ja jetzt weg, der einizige Deutsche.“ Das ist so nicht ganz richtig, wir haben noch ein paar, aber in diesem Fall- Diskussion zwecklos.

Lukas, wo ist dein Buch?“
- „Keine Ahnung.“
Can ist entsetzt. „Also, ich verstehe das nicht. Man muss doch wissen, ob man ein Buch hat! Nimm dir ein Beispiel an mir!“
Dejan ist genervt. „Can, könntest du bitte dein Maul halten?“ Er fragt aber nett, da muss man sich glatt fügen.
Apropos, kein Buch dabei haben usw. Nächste Woche bekommt ihr ja Zeugnisse. Die sind zum Teil katastrophal. Von den Verspätungen und Fehlstunden rede ich schon gar nicht.“
Can ist entsetzt, Klappe die zweite: „Also, wirklich, warum habt ihr alle so schlechte Noten? Nehmt euch ein Beispiel an mir!“ Cans Zeugnis gehört zu den schlechtesten der Klasse.
Ich habe übrigens -wie angekündigt- auch die Verspätungen  zu den einzelnen Stunden im Laufe des Tages berücksichtigt, nicht nur die morgens.“
- „Boah, Sie machen ja unsere Zukunft kaputt.“ Natürlich, du kommst zu spät und ich zerstöre alles.
- „Was, schon nächste Woche? Wie ist denn mein Zeugnis?“ fragt Abdul.
Ich habe nicht alle Noten im Kopf, aber eher im unteren Bereich.“
- „Walla, wie soll ich Rechtsanwalt werden?“ Gute Frage. „Ihr Pulli ist heute so schön. Kriege ich jetzt eine 1? Eine 3 wäre auch gut, bitttteee, ich brauche eine 3!“
Keine Chance. Mach es im zweiten Halbjahr besser.“
- „Kann ich nicht noch ein Referat machen? Oder nee, ich gebe Ihnen 5€!“ Ich muss lachen.
- „Sie haben ein witziges Lachen!“
- „Das heißt, witzige Lache, bist du dumm?“
Schon wieder meldet sich Can. Nein, er schreit es rein. Melden ist heute nicht drin. „Also letztes Jahr haben Sie mir eine 3 versprochen und dann habe ich eine 4 bekommen. Wissen Sie, wie depri ich war?“ Kann ich mir vorstellen, aber wohl eher von eigenen Leistungen. Nichts habe ich versprochen.
„Ich bin ja eigentlich ein stolzer Zweierkrieger, aber, wenn ich jetzt keine 1 habe, weiß ich auch nicht“, wirft Deniz ein. Momentan ist er der beste in der Klasse. Ich muss zugeben, er ist nur knapp an der 1 vorbeigeschrammt.

Gäbe es noch das Sitzenbleiben, hätten 7 Leute bei gleichbleibenden Leistungen im 2. Halbjahr das Jahr wiederholen müssen! Aber so.. problemlos bis zum Schluss durchspazieren und dann hoffentlich den Abschluss bekommen. Momentan sage ich.. mindestens sechs bleiben ohne. Hoffentlich werde ich Unrecht behalten und die Kiddies kriegen es endlich hin- mit den Noten, Fehlzeiten und Verspätungen. Amen. Ich schreibe jetzt mal Zeugnisse und rufe diverse Eltern an. Wegen der massiven Fehlzeiten und anderen netten Dingen. Lieblingsbeschäftigung. Beides.


Freitag, 13. Januar 2012

Liebe und andere Hormone


„Liebe - auch so ein Problem, das Marx nicht gelöst hat.“
Jean Anouilh

- „Aber ich liebe ihn doch sooo!“ Ich habe Isabel noch nie so heulen hören. Sie schluchzt und kann kaum ein Wort rausbringen.
Habt ihr euch getrennt?“
- „Nein. Aber er macht bestimmt Schluss heute und wir waren 1 Jahr zusammen! Er hasst mich.“ Die arme Isabel, wie soll ich sie bloß beruhigen? Zum Glück gibt es da andere, die um einen Rat nicht verlegen sind. Lukas zum Beispiel.

- „Guckst du RTL? Bachelor sucht jetzt eine. Und die Frauen, die da sind, die suchen auch noch und die sind übertrieben alt. Du triffst bestimmt noch viele, bist ja noch jung.“ Isabel läßt sich nicht beruhigen. -“Aber ich will nur iiihnnnn.“
- „Wie alt sind die denn da?“
- „Die eine, die ist glaube ich, schon 35!“
- „Soooo alt sind die??“ Ähmmm, ja. 
Auch Bekir scheint Bachelor zu kennen. - „Ey, die sind krass hübsch, aber übel dumm! Aber die eine Spanierin, wenn die mich sehen würde.. ich würde dann so 'amiga' zu ihr sagen.“ Zeit, sich einzumischen. „Fängst du jetzt an, Spanisch zu lernen?“ 
- „Der geht jedes Jahr Ballermann, der kann schon.“ 
- „Was Ballermann? Halt die Schnauze. Wenn du sprichst, alle heulen, so ecklig ist deine Stimme.“ Kinder, vertragt euch! Wenn wir schon von Liebe reden.

Inzwischen hat sich Isabel etwas beruhigt. - „Der ist gar nicht mein Typ und der Name Paul... geht gar nicht.“ Ich versuche mich zu erinnern, wie ihr (Ex-)Freund heißt. Glaube, es war nicht Paul. 
- „Aber ist der reich? Miese Villa. Gehört das alles ihm?? Mrs. Johnson, sind Sie reich? Lehrer sind alle reich.“ Frage gestellt, Frage selbst beantwortet. 
Gülcan scheint ausgiebig beobachtet zu haben, denn sie sagt: „Klar ist Mrs. Johnson reich. Sie hat jeden Tag ein anderes Paar Schuhe an oder haben Sie Schuhladen überfallen?“ 
"Ich stehe nicht wirklich auf Straftaten." 
Bekir kehrt zum Thema zurück. „Die Frauen dort, die sind so dumm, die glauben, der Bachelor ist reich. Der bekommt bestimmt Hartz IV oder jobbt in Strip Club. Walla, geile Idee, kann ich Strip Club Praktikum machen?“ 
- "Du wolltest doch Praktikum bei Rewe machen."
- "Hausverbot."
- "Dann mach bei McDonalds Hermannplatz."
- "Da auch Hausverbot."

Christina, die sich die ganze Zeit um Jasmin gekümmert hat, mischt sich nun auch ein. - „Bekir, du Spasst, siehst du nicht, dass sie heult? Hör ma auf so ne Scheiße zu labbern. Stell dir vor, du triffst cooles Mädchen. Die bekommst du so nicht! Komm ma klar auf dein Leben!“
- „Du hast keine Ahnung, ich krieg die alle. Ich nehm dann eine, die ist breiter als ich, die gibt dir so Bombe!“
Und auch Justin scheint plötzlich an der Unterhaltung interessiert zu sein. „Christina, was rastest du so aus? Hast du Erdbeerwoche?“ Christina läuft rot an. Oh oh, er hat ins Schwarze getroffen. - „Mrs. Jooohnson, haben Sie das gehört, was er zu mir gesagt hat?“ Bekir scheint Schlimmes zu ahnen. Obwohl ich das gar nicht schlimm fand. - Wollten Sie gerade ausrasten? Bleiben Sie ruhig...“

Nee, ich wollte mit der Stunde beginnen." Ich schicke Jasmin mit Christina raus und bitte die Klasse, ein Blatt zu nehmen. Dejan springt auf. - Hebt ma alle einen Fuß hoch!"
Dejan, was hast du denn vor, wenn ich fragen darf?"
- Sehen Sie nicht?" Doch ich sehe, auf seinem Block ist der Abdruck einer Sohle.
Kein Grund, hier Aerobicübungen zu veranstalten."
- Aber wie soll ich schreiben? Ich muss kontrollieren, welcher Huren.."
Sprich es ja nicht aus!"
- Na gut, weil Sie es sind." Ohhhh, manchmal könnte ich die alle umarmen. Eine Portion Liebe für alle. Und ein liebevolles Wochenende!





Donnerstag, 12. Januar 2012

Integriertste Integrationskind


 „Wenn ein deutsch-türkischer Comedian auf die Bühne gehen kann, ohne zu thematisieren, dass er Deutschtürke ist - das ist vollendete Integration.“
Kaya Yanar

Erster Anblick heute: Betül mit sehr sehr sehr trotzigem Gesichtsausdruck im Schneidersitz auf dem Boden vor der Klasse.
Betül, kommst du bitte rein?!“
- „Nein, mein Leben ist scheiße, ich streike!“
Aha, und weshalb, wenn ich fragen darf?“
- „Frau Lemke sagt ich hab von Joselyn abgespickt, aber ich hab gar nicht abgespickt, ich wollte nur so Blatt haben. Jetzt krieg ich Tadel. Hat die Frau kein Leben?“ Zählt es nicht, wenn man Lehrer vor anderen Lehrern beleidigt? War das überhaupt eine Beleidigung? In ihren Augen wahrscheinlich nicht.
Gespickt oder abgeschrieben. Mix ist nicht drin.“
- „Halllooo? Migrant!“ Die Ausrede für alles. Betüls Protest dauert drei Minuten.

Als nächstes begegne ich Abdul. "Guuuten Morgen, Meister Johnson." Du kannst weiterhin Mrs. zu mir sagen. 
Nach der Begrüßung versuche ich Ruhe herzustellen. Can meint, mir unbedingt helfen zu müssen. - „Seid doch endlich ruhig, nehmt euch ein Beispiel an mir!“ Oh wunder, gar nicht geholfen.
Ich schreibe die Überschrift an. Ali meldet sich.
- „Soll ich alles groß schreiben?“
Ja genau so, wie es an der Tafel steht!“
- „Aber ich hab schon klein geschrieben!“
Wieso fragst du dann?“
- „Rechtschreibung ist nicht so mein Fach, ich bin Analphabet.“ Einladung für Dejan: „Haha, lüg ma nicht, du bist nicht anal. Der ist integriertste Integrationskind, wo geht unsere Schule.“ 
Can spielt weiterhin den Moralapostel: „Keine Kraftausdrücke, Dejan!“
- „Bist du behindert? Anal ist doch nicht schlimm.“ Aber dafür behindert umso mehr. Er fährt fort ohne durchzuatmen: „Halt die Fresse, sonst mach ich dir dein Pickel kaputt!“ Voll ekelhaft. „Drückst du die überhaupt mal aus?“ Noch ekelhafter.
- „Ey, der Ali ist zu krass integriert, der kennt nicht mal türkische Lieder.“ Ali fühlt sich angegriffen. „Ich kann voll viele. Soll ich singen? Ich will Türkiye'nin Sesi Radyosu gehen.“
1. Bitte, sing nicht. 2. Wohin willst du gehen?“
- „Voice of Turkey. Kennen Sie nicht?“ Nö.

Jetzt können wir ja zum eigentlichen Stundenthema kommen. Jeder überlegt sich einen Begriff, der etwas mit den USA zu tun hat und schreibt diesen an die Tafel.
Mandy ist die erste. Ihr Begriff: 'Georg H. Bush'.
Wie kommst du auf 'H'?
- „War der nicht H?“
Warum war? Er lebt noch.“
- „Hä? DEN gibt’s noch??“
Özgür, du bist dran.“ Er schreibt 'Cheeseburger'. Wenigstens richtig geschrieben.
- Cüüs, du hast Cheeseburger geschrieben? Dann schreibe ich Hamburger.
Das ist schön für dich Emre, aber du bist noch nicht dran! Betül du bist an der Reihe.“ Soll sie sich mal etwas von ihrem Streik ablenken.
- „Alta, was soll ich schreiben?“
Dejan hat eine Riesenidee. „Schreib doch Chicken Wings, alta!“
Und zu guter Letzt Can, der nichts produktives zu der Stunde beigetragen hat: „ich wusste sowieso die Fragen.“ Die Antworten auch?? „Aber ich wollte anderen Chance lassen.“

Eine Stunde später in der 10c:
- „Mrs. Johnson, waren Sie gerade in Ihrer Klasse? Sie sehen so fertig aus!“ Na danke.